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Neue Theorie zur Gedächtnisbildung

    Fritjof Helmchen versucht im Rahmen eines Forschungsprojektes eine neue Theorie der Gedächtnisbildung zu entwickeln, wobei es darum geht, wie das Gehirn Eindrücke sowie Erfahrungen speichert und das Gedächtnis bildet. Im Zentrum der neuen Theorie stehen die Wechselwirkungen zwischen Neuronen und den Stütz- bzw. Gliazellen im Hippocampus, also jener Region tief im Innern der beiden Gehirnhälften, die für die Bildung des Gedächtnisses wichtig sind. Während sich die Gedächtnisforscher:innen bisher auf die Rolle der Neuronen konzentrierten, also der Nervenzellen, die elektrische Signale leiten und über Synapsen austauschen, wurden die Gliazellen eher als bedeutungslose Stützzellen abqualifiziert. Allerdings mehren sich die Hinweise, dass auch die Gliazellen – speziell die Astrozyten – mit Neuronen kommunizieren und zur Gedächtnisbildung beitragen. Diese neuen und weitgehend unerforschten Wechselwirkungen zwischen Neuronen und Astrozyten werden mit neusten Hightech-Methoden wie der Optogenetik und der 2-Photonen-Bildgebung analysiert, wobei die Analyse der Rolle der Astrozyten neue fundamentale Erkenntnisse zum Langzeit-Gedächtnis hervorbringen dürfte, da Störungen im Hippocampus, unter anderem im Astrozyten-Netzwerk, auch mit Demenz oder Epilepsie zusammenhängen. Diese Theorie kann auch die Entwicklung künstlicher Intelligenz und von Deep-Learning-Netzwerken befördern.

    Zahlreiche Studien am Mausmodell zeigen auch, dass Gliazellen als Stammzellen in bestimmten Gehirn-Regionen eine große Zahl neuer Nervenzellen auch noch im Erwachsenenalter erzeugen können.

    Anmerkung: Gliazellen gibt es im Wesentlichen in drei Formen: Astrozyten und Oligodendrozyten (beide auch Makroglia) sowie Mikroglia, wobei die häufigste Art die Astrozyten darstellen, die etwa achtzig Prozent der gesamten Gliazellen ausmachen. Gliazellen entstehen aus Radialglia, auch als neurale Vorläuferzellen bezeichnet. Neuere Untersuchungen mittels RNA-Sequenzierung zeigen, dass der Differenzierungsprozess in drei Stadien abläuft: Im ersten Stadium bilden sich astrogliale Vorläuferzellen, die sich durch Zellteilung vermehren, im zweiten Stadium werden aus diesen astroglialen Vorläuferzellen junge, unreife Astrozyten, die sich nicht mehr weiter teilen, und das dritte und letzte Stadium dient den Astrozyten dazu, sie vollständig heranreifen und voll funktionstüchtig werden zu lassen (Stangl, 2018).



    Literatur

    Stangl, W. (2018, 30. Mai). Gliazellen. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
    https:// lexikon.stangl.eu/3578/gliazellen.
    Stangl, W. (2022, 3. Juli). Gliazellen und deren Funktion. Psychologie-News.
    https:// psychologie-news.stangl.eu/579/gliazellen-und-deren-funktion.
    https://www.news.uzh.ch/de/articles/news/2023/helmchen-grant.html (23-08-30)


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