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Psychoanalyse und Embodiment

    Zeitgenössische Diskussionen der Psychoanalyse als klinische und wissenschaftliche Disziplin haben zu neuen Sichtweisen auf das Leib-Seele-Problem geführt bzw. zu einem intensiven Dialog mit den Neurowissenschaften. Dabei geht es unter anderem um die Erkenntnis, dass Gedächtnis und Erinnerung nicht nur Leistungen unseres Gehirns sind, sondern im gesamten Körper und diversen Körperwahrnehmungen gespeichert werden, d. h., der Körper zeigt häufig verschlüsselt sein Gedächtnis über sensomotorischen Empfindungen, in Form von psychosomatischen Beschwerden oder Organreizen. Das Konzept des Embodiment geht aus dieser Perspektive von der Tatsache aus, dass der Körper an allen psychischen Prozessen, an allen Gefühlen, Gedanken, Erinnerungen, kausal beteiligt ist, auch zu Zeiten der menschlichen Entwicklung, die man bewusst nicht erinnern kann wie etwa in der Säuglings- oder Kleinkindphase. Während in früheren Denkmodellen Erinnern und Wiedererkennen lediglich zu automatischem Abspulen identischer Engramme führte, erfasst das Embodiment Physiologie wie Psychologie des Gedächtnisses gleichermaßen, indem es Gedächtnis sowohl in Interaktion mit der Umwelt als auch in ständiger adaptiver Veränderung im Organismus begreift. Embodiment meint daher auch die Verkörperung von Körper- und Beziehungserfahrungen, und zwar auch solcher, die noch vor dem Spracherwerb liegen, wobei Embodiment eine neue Sicht auf frühe Entwicklungsprozesse, frühe Elternschaft, Prävention von Entwicklungsstörungen sowie auf traumatische und depressive psychische Prozesse lenkt.

     




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