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Die Konnektivität des Gehirns wird beim Erlernen der Muttersprache spezifisch beeinflusst

    Die Konnektivität des Gehirns wird in der Kindheit durch das Lernen und die Umwelt beeinflusst, was sich auf die kognitive Verarbeitung, also das Denken, im erwachsenen Gehirn auswirkt. Das trifft nach einer neueren Studie auch auf kognitive Anforderungen wie die Entwicklung des strukturellen Netzwerks der Sprache zu. In der Studie von Wei et al. (2023) wurden die Verbindungen der weißen Hirnsubstanz des Sprach- und Sprachproduktionsnetzwerks in einer großen Kohorte von Muttersprachlern zweier sehr unterschiedlicher Sprachen verglichen: einer indoeuropäischen, morphosyntaktisch komplexen Sprache (Deutsch) und einer semitischen, auf Wurzeln basierenden Sprache (Arabisch).

    Mithilfe hochauflösender diffusionsgewichteter MRT und traktographiebasierter Netzwerkstatistiken des Sprachkonnektoms konnte man dabei zeigen, dass deutsche Muttersprachler eine stärkere Konnektivität in einem intrahemisphärischen frontalen bis parietalen/temporalen dorsalen Sprachnetzwerk aufweisen, das bekanntermaßen mit der Verarbeitung komplexer Syntax in Verbindung steht. Im Vergleich dazu zeigten arabische Muttersprachler eine stärkere Konnektivität in den Verbindungen zwischen semantischen Sprachregionen, einschließlich des linken temporo-parietalen Netzwerks, und stärkere interhemisphärische Verbindungen über das posteriore Corpus Callosum, das bilaterale superior temporale und inferiore parietale Regionen verbindet.

    Diese Ergebnisse legen nahe, dass sich das strukturelle Sprachkonnektom entwickelt und durch Umweltfaktoren wie die charakteristischen Verarbeitungsanforderungen der Muttersprache beeinflusst wird.



    Literatur

    Wei, Xuehu, Adamson, Helyne, Schwendemann, Matthias, Goucha, Tomás, Friederici, Angela D. & Anwander, Alfred (2023). Native language differences in the structural connectome of the human brain. NeuroImage, 270, doi:10.1016/j.neuroimage.2023.119955.


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