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Die Wissenschaft vom wandernden Geist

    Das Umherschweifen der Gedanken und das Tagträumen ist mehr als nur eine Ablenkung und kann Menschen helfen, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Als der Psychologe Jonathan Smallwood (2015) begann, das Umherschweifen der Gedanken zu erforschen, erntete er bei Fachkollegen viele Zweifel, denn wie sollte man diese spontanen und unvorhersehbaren Gedanken erforschen, die auftauchen, wenn man aufhört, auf seine Umgebung und die anstehende Aufgabe zu achten? Vor allem aber Gedanken, die nicht mit einem messbaren äußeren Verhalten in Verbindung gebracht werden konnten? Als Hilfsmittel zur Untersuchung diente ihm eine geradezu langweilige Computeraufgabe, die die Art von Aufmerksamkeitsschwäche reproduzieren sollte, die Menschen dazu veranlasst, jemandem Milch in die Tasse zu schütten, wenn er um schwarzen Kaffee gebeten hat. Zunächst stellte er den Studienteilnehmern ein paar grundlegende Fragen, um herauszufinden, wann und warum die Gedanken abschweifen und zu welchen Themen sie tendieren. Nach einer Weile begann er, auch die Gehirne der Teilnehmer zu scannen, um einen Eindruck davon zu bekommen, was während des Umherschweifens der Gedanken in ihnen vor sich ging. Er fand dabei heraus, dass vor allem unglückliche Gemüter dazu neigen, in der Vergangenheit zu wandern, während glückliche Gemüter oft über die Zukunft nachdenken. Er ist auch davon überzeugt, dass das Umherschweifen in seinen Erinnerungen entscheidend dazu beiträgt, sich auf das vorzubereiten, was noch kommen wird. Obwohl einige Arten des Umherschweifens der Gedanken wie etwa das Grübeln über Probleme, die nicht gelöst werden können, mit Depressionen in Verbindung gebracht werden, ist das Umherschweifen der Gedanken selten Zeitverschwendung, denn es ist lediglich der Versuch der Gehirns, etwas zu erledigen, wenn es den Eindruck hat, dass sonst nicht viel los ist.



    Literatur

    Smallwood, Jonathan & Schooler, Jonathan W. (2015). The Science of Mind Wandering: Empirically Navigating the Stream of Consciousness. Annual Review of Psychology, 66, 487-518.


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