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Mittagsschlaf und Gehirnentwicklung

    Wie viel Zeit Kinder für ihren Mittagsschlaf benötigen, also die Zeit, in der ihr Gehirn die Arbeit des Abspeicherns neuer Erinnerungen und Erfahrungen erledigen muss, hängt weniger vom Alter als von der Funktionsweise ihres Gehirns ab, das haben neue Forschungsergebnisse von Mason et al. (2021) gezeigt. Demnach sollten sich Eltern weniger Sorgen über altersabhängige Mittagsschlafzeiten machen, denn das Bedürfnis der Kinder nach einer solchen Auszeit hängt nicht allein vom Alter sindern eher davon ab, wie ihr Gehirn funktioniert. Möglicherweise sind Kinder, die keinen Mittagsschlaf mehr halten, auch deshalb so effizient, weil ihr Gehirn das Gelernte besser aufnehmen und festigen kann als das Gehirn anderer Kinder. Gleichaltrige, die diesen neurologischen Schritt noch nicht vollzogen haben, benötigen dagegen möglicherweise auch mehr Ruhepausen am Tag.

    Wenn man sich den Hippocampus, also der Teil des Gehirns, der hauptsächlich für Lernen und Gedächtnis zuständig ist, als ein Gefäß vorstellt, kann man erkennen, wie groß der Druck für ein Kind ist, zu schlafen, je nachdem, wie voll dieses Gefäß ist, also wie groß die neuen Eindrücke des Tages waren. Wenn das Gehirn reift, kann es entweder mehr aufnehmen, sich schneller entleeren oder beides, und das ist der Zeitpunkt, an dem ein Kind beginnt, nicht mehr zu schlafen.

    In früheren Untersuchungen hatte man eine Woche lang die Fähigkeit von 4- bis 8-Jährigen untersucht, sich an Fakten zu erinnern, während die Eltern ihre Schlafgewohnheiten aufzeichneten, wobei sich zeigte, dass mehr Schlaf generell zu einer besseren Erinnerung führt und das Volumen des Hippocampus bei gleichaltrigen Kindern, die regelmäßig einen Mittagsschlaf machten, deutlich größer war als bei Kindern, die keinen mehr machten. Es gibt also einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Mittagsschlaf und der Entwicklung des Gedächtnisses und des Gehirns, wobei dieses Alter offenbar eine kritische Zeit der Entwicklung des Gehirns ist, und dass der Schlaf etwas damit zu tun hat. Man muss dabei aber auch die Rolle des Nachtschlafs bei der Umstellung von Vorschulkindern auf den Mittagsschlaf sowie die Veränderungen des Schlafs und des Gehirns berücksichtigen.



    Literatur

    Mason, G. M., Lokhandwala, S., Riggins, T., & Spencer, R. (2021). Sleep and human cognitive development. Sleep medicine reviews, 57, doi:10.1016/j.smrv.2021.101472.


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