In zwei Studien hatte Henkel (2014) untersucht, ob das Fotografieren von Objekten Auswirkungen darauf hat, woran man sich über sie erinnert. Die Probanden (Studenten) wurden auf einem geführten Rundgang durch ein Kunstmuseum angewiesen, einige Objekte zu betrachten und andere zu fotografieren. Die Ergebnisse zeigten einen Effekt der Beeinträchtigung durch das Fotografieren: Wenn die Teilnehmer jedes Objekt als Ganzes fotografierten, erinnerten sie sich an weniger Objekte und an weniger Details zu den Objekten und deren Standort im Museum, als wenn sie die Objekte nur beobachteten und nicht fotografierten. Wenn die Teilnehmer jedoch heranzoomten, um einen bestimmten Teil des Objekts zu fotografieren, war ihre anschließende Wiedererkennung und Detailerinnerung nicht beeinträchtigt, und tatsächlich war die Erinnerung an Merkmale, die nicht herangezoomt worden waren, genauso stark wie die Erinnerung an Merkmale, die herangezoomt worden waren. Diese Ergebnisse zeigte die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Gedächtnis der Menschen und dem Gedächtnis der Kamera, was darauf hindeutet, dass die zusätzlichen Aufmerksamkeits- und kognitiven Prozesse, die durch diese konzentrierte Aktivität ausgelöst werden, den Effekt der Beeinträchtigung durch das Fotografieren aufheben können. Ähnliches gilt auch für Aufnahmen mit Smartphones, denn auch hier löst sich durch das Fotografieren der Verstand und die Sinneswahrnehmung vom Objekt, das man sieht. Man ist dann mehr damit beschäftigt, ein gutes Bild zu machen, als die Inhalte des Objekts mit Interesse und Bewunderung zu bestaunen.
Literatur
Henkel, L. A. (2014). Point-and-shoot memories: The influence of taking photos on memory for a museum tour. Psychological Science, 25, 396–402.
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