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Gehirnnetzwerke zur Impulskontrolle

    Zielgerichtetes Verhalten hängt entscheidend von der Fähigkeit ab, Impulse und vorherrschende Verhaltensreaktionen zu unterdrücken, wobei sich die Fähigkeit zur Selbstkontrolle bzw. Impulskontrolle in der frühen Kindheit entwickelt und sich deutlich zwischen 3 und 4 Jahren verbessert. Die Faktoren, die hinter dieser Entwicklung stehen, werden seit vielen Jahren in der Psychologie intensiv diskutiert.

    Berger et al. (2022) haben nun untersucht, welche Gehirnstrukturen mit der Entwicklung dieser wichtigen Fähigkeit zusammenhängen, indem sie mithilfe eines multimodalen Ansatzes ausgeprägte Verhaltensverbesserungen (Marshmallow-Test) in verschiedenen Bereichen der hemmenden Kontrolle bei 3- und 4-Jährigen in Beziehung zu strukturellen Indizes für die Reifung des sich entwickelnden Gehirns setzten. Die Ergebnisse zeigen, dass die kortikale und subkortikale Struktur von Kernregionen des kognitiven Kontrollnetzwerks von Erwachsenen, einschließlich des präfrontalen Cortex, des Thalamus und der inferioren parietalen Kortizes, mit der frühen inhibitorischen Funktion bei Vorschulkindern in Verbindung steht. Mithilfe eines multimodalen Ansatzes, der Analysen der kortikalen Oberflächenstruktur, der subkortikalen Strukturen und der Konnektivität der weißen Substanz kombiniert, zeigen diese Ergebnisse die strukturellen Hirnnetzwerke und die Konnektivität im Zusammenhang mit dieser zentralen Fähigkeit der menschlichen Kognition.

    Bemerkenswert an den Ergebnissen ist, dass diese Assoziationen mit der Hirnstruktur für verschiedene Facetten der frühen Hemmungskontrolle, die oft als motivationale (heiße) und kognitive (kalte“ Hemmungskontrolle bezeichnet werden, unterschiedlich waren. Für die Kontrolle „heißer“, emotionsträchtiger Impulse spielten nämlich Stirnhirn und Scheitellappen bei den Kindern eine geringere Rolle, vielmehr war dafür das Volumen der rechten Thalamushälfte und die Reifung des Gyrus supramarginalis entscheidend, der eng mit der Aufmerksamkeitssteuerung verknüpft ist. Diese Ergebnisse offenbaren somit die strukturellen Gehirnnetzwerke und die Konnektivität, die mit der Entstehung dieser zentralen Fähigkeit der menschlichen Kognition zusammenhängen.



    Literatur

    Berger, Philipp, Friederici, Angela D. & Grosse Wiesmann, Charlotte (2022). Maturational indices of the cognitive control network are associated with inhibitory control in early childhood. The Journal of Neuroscience, doi:10.1523/JNEUROSCI.2235-21.2022.

    Grafik

    http://nypost.com/2017/09/22/kids-are-actually-getting-better-at-the-marshmallow-test/ (17-10-03)


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