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Verarmung der methodischen Reflexion in der Psychologie

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Julia von Thienen kritisiert in ihrem Buch „Kausalniveaus – Eine Methodenanalyse zur Kausalforschung der Psychologie“ eine Verarmung der methodischen Reflexion in der Psychologie, da diese zunehmend die experimentelle Psychologie limitiert. Während früher methodische Ansätze konzeptuell verhandelt wurden, geht es heute vor allem um statistische Rechenverfahren und ihre Verbesserung. Mit diesem Rückzug aus methodologischen Kontroversen geht eine ausgeprägte Tendenz zur Statistisierung einher, d. h., in den Vordergrund der Lehre treten Formeln und Rechenverfahren, die dann von den Studierenden als zeitlose Wege zur Wahrheit missverstanden werden.

    Die Verfahren haben für die Atudierenden scheinbar keinen historischen Ursprung und keinerlei philosophischen Gehalt, und für ihre Prüfungen lernen sie einfach verschiedenste Formeln auswendig und sind in der Regel froh, wenn sie die Zeichenketten dann fehlerfrei rezitieren oder niederschreiben können. Das kreative, bisweilen spielerische Moment des Nachdenkens, das ebenso wie eine logische Strenge für die Methodenlehre wesentlich ist, wird daher vernachlässigt. Das liegt daran, dass in der Psychologie bestimmte Forschungsmethoden ätherisch und ungreifbar wirken, und anscheinend über jeden Zweifel erhaben und selbst im Gegensatz zu Grundsätzen der Logik vermeintlich unstrittig sind und nicht mehr als Ergebnis menschlichen Nachdenkens gehandelt werden.

    Es wäre für die Psychologie daher essentiell, über die meist vergessenen philosophischen Hintergründe verschiedener psychologischer Methoden nachzudenken und zu reflektieren. Offenbar gibt es gängige philosophische Positionen als jeweilige Entscheidungsgrundlage für die Akzeptanz oder Ablehnung bestimmter Methoden, und dort, wo einzelne (Sub-)Disziplinen zu verschiedenen Urteilen kommen, arbeiten sie mit unterschiedlichen philosophischen Ausgangsannahmen. Damit sind Brüche in der Methodik wie in den Befunden der Psychologie vorprogrammiert, d. h., die Disziplin verweigert ein vollständig kohärentes Wissensgebäude.




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