Wie lange die Kinder in einem Heim gelebt haben, ist ein entscheidender Faktor für ihre künftige psychische Gesundheit, wie Sonuga-Barkeet al. (2017) an rumänischen Adoptivkindern nachwiesen. Kinder, die weniger als sechs Monate im Heim verbracht hatten, waren dabei psychisch ähnlich gesund wie eine Vergleichsgruppe. Kinder, die mehr als sechs Monate in einer Einrichtung gelebt hatten, zeigten hingegen soziale, emotionale und kognitive Probleme, etwa autistische Züge, der soziale Umgang mit anderen fiel ihnen schwer, und sie waren unaufmerksam oder überaktiv. Im Durchschnitt erreichten sie ein schlechteres Bildungsniveau und waren später häufiger arbeitslos. Man konnte in der Studie jedoch nicht feststellen, ob es ein Zeitfenster in der Entwicklung gibt, in dem Kinder besonders sensibel auf Vernachlässigung reagieren, denn die Kinder kamen mit unterschiedlichem Alter ins Heim und lebten dort für unterschiedlich lange Zeit.
Die untersuchten Kinder entstammen der „English and Romanian Adoptees Study“ die 1990 nach dem Sturz des Regimes in Rumänien begann. Dort lebten die Kinder unter extrem schlechten hygienischen Bedingungen in Heimen, hatten wenig zu essen, kaum persönliche Fürsorge und bekamen selten soziale oder kognitive Anreize.
Literatur
Sonuga-Barke, Edmund J. S., Kennedy, Mark, Kumsta, Robert, Knights, Nicky, Golm, Dennis, Rutter, Michael, Maughan, Barbara, Schlotz, Wolff & Kreppner, Jana (2017). Child-to-adult neurodevelopmental and mental health trajectories after early life deprivation: the young adult follow-up of the longitudinal English and Romanian Adoptees study. The Lancet, doi:10.1016/S0140-6736(17)30045-4.
https://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen//wie-vernachlaessigung-im-kindesalter-die-psychische-gesundheit-beeintraechtigt.html (17-12-18)
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