Zum Inhalt springen

Theorien der Lernmotivation

    Hofer Manfred
    Schüler wollen für die Schule lernen, aber auch andere tun.
    Theorien der Lernmotivation in der Pädagogischen Psychologie

    1. Schüler im kulturellen Umfeld
    Möchte man wissen, wie Schüler akademische Aufgaben und Freizeitaktivitäten miteinander vereinbaren, muss man das kulturelle Umfeld beachten, indem sie aufwachsen.
    Wachsen Kinder in einem privilegierten Elternhaus auf, haben sie mehrere Möglichkeiten ihre Interessen und Vorlieben in der Freizeit zu verfolgen.
    Viele Schüler sehen die Schule als notwendiges Übel um zu einem Abschluss zu gelangen. Freizeit und Freunde werden hingegen als positiv empfunden und deshalb mehr angestrebt als schulische Ziele (vgl. Hofer 2004, S. 80).
    1.1 Lernmotivationen im Umfeld geänderter gesellschaftlicher Werte.
    Es besteht kein Zweifel daran, dass sich im Laufe der Jahrzehnte, die Wertvorstellungen unserer Gesellschaft verändert haben. Besonders die sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen haben unser Leben gewandelt. In der heutigen Zeit werden besonders soziale Kontakte und Freizeit betont. Studien beweisen, dass vor allem menschliches Vertrauen, Familie, eigenverantwortlich leben an oberster Stelle stehen. Untergeordnete Werte sind hingegen Sicherheit, fleißig und ehrgeizig sein (vgl. Klages 2002, zit. nach Hofer 2004, S. 81). Demnach vollzog sich ein Wandel von Leistungswerten hin zu mehr Wohlbefinden.
    Doch welche Auswirkung hat dieser Wertewandel auf die schulischen Leistungen der Schüler? Die Zahl der außerschulischen Tätigkeiten ist besonders groß und verstärkt zweifelsohne die Konkurrenz von Schule und Freizeit. Jugendliche wollen fleißig und ehrgeizig in der Schule sein, jedoch wird dem außerschulischen Wohlbefinden eine größere Bedeutung beigemessen (vgl. Hofer 2004, S. 80, 81).
    1.2 Lernmotivation bei verlängerter Ausbildungszeit
    Durch die verlängerte Ausbildungszeit hat sich die Spanne zwischen Kind sein und Erwachsenen erheblich vergrößert. Für viele Jugendliche liegt der Beruf noch in weit entfernter Zukunft und sie sehen oft keinen Zusammenhang zwischen ihren schulischen Leistungen und ihres späteren Berufes. Es ist bewiesen, dass kurzgesteckte Ziele einen höheren Leistungserfolg versprechen als weitgesteckte Ziele. Viele Jugendliche sehen ihre Aufgabe darin, sich zu einem anständigen Erwachsenen zu entwickeln. Es scheint jedoch verständlich, dass sie ihre Zeit als Jugendlicher genießen wollen (vgl. Hofer 2004, S. 81).
    2. Motivationstheorien in der Pädagogischen Psychologie

    Der Autor unterscheidet zwischen vier Methoden, die zur Verbesserung der Lernmotivation der Schüler beitragen können.
    Die Leistungsmotivationstheorie basiert auf dem Grundgedanken, dass der Mensch generell dazu neigt, Leistungssituationen aufzusuchen, um sein Handeln zu messen und Erfolge zu erzielen. Sie ist ein typisches Produkt einer leistungsorientierten Gesellschaft.
    Im Unterschied dazu gibt es eine Gruppe von Theorien, die darauf basieren, dass Menschen Situationen aufsuchen, in denen sie Freude an einer Tätigkeit oder einer Sache empfinden. Lernleistungen können nur dann gut erbracht werden, wenn der Lernende von der Tätigkeit bzw. dem Lerninhalt angesprochen wird (vgl. Hofer 2004, S. 83).
    Die Zieltheorie beschreibt, dass Menschen individuelle Ziele erreichen oder vermeiden wollen. Menschen, die in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten leben, verfolgen verschiedene Ziele. Die Zieltheorie ist auf menschliches Handeln statt auf abstrakte Erfolge ausgerichtet und es wird die Zielerreichung als Beitrag zum Wohlbefinden betont (vgl. Hofer 2004, S. 84).
    Die Willenstheorie basiert darauf, wie Menschen ihre persönlichen Ziele im Alltag realisieren und wie sie mit Zielkonflikten umgehen. Im Vordergrund steht, mit welchem Wille Schüler versuchen, ihre Ziele zu erreichen (vgl. Hofer 2004, S. 85).
    3. Konfliktlösung
    Jeder Schüler definiert individuell das Ausmaß seiner Leistungs- und Wohlbefindenswerte. Es herrscht ein ständiger Konflikt zwischen diesen Werteklassen. Er entsteht dann, wenn mehrere Tätigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt gleich wichtig bewertet werden, diese jedoch nicht gleichzeitig ausgeführt werden können.
    Es gibt verschieden Strategien, wie Schüler bei der Lösung eines Konfliktes vorgehen.
    •    Es gibt Schüler, die nach dem Spruch „zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“ handeln. Für sie ist Leistung gleich gestellt mit dem Wohlbefinden.
    •    Das Hinausschieben: Hier geht das Wohlbefinden vor. Jedoch erfordert es eine hohe Gedächtnisleistung, da die verschobene Handlung geplant und im Gedächtnis behalten werden muss. Es besteht die Gefahr, die Handlung nicht auszuführen.
    •    Das Springen: Man kann sich nicht entscheiden, welche Tätigkeit wichtiger ist und springt von einer Aufgabe zur nächsten. Diese Strategie kostet viel Zeit und die Aufnahmefähigkeit leidet stark darunter.
    •    Die Mehrfachhandlungen: Es werden gleichzeitig verschiedene Tätigkeiten ausgeübt. Diese Strategie verfolgt das Eine zu tun, ohne das Andere zu vernachlässigen. Die Leistung ist jedoch automatisch eingeschränkt.
    •    Das Aufgeben: Häufig treten Lernschwierigkeiten auf und die Schüler haben nicht den notwendigen Willen sich anzustrengen. Ihnen ist das Wohlbefinden wichtiger und sie nehmen Leistungseinbußen hin (vgl. Hofer 2004, S. 86, 87).
    4. Das Schaffen von Struktur in der pädagogischen Umwelt
    Die Schule und Familie müssen gemeinsam Rahmenbedingungen schaffen, die dem Schüler dabei helfen, sich nur dem Lerninhalt zu widmen, ohne dass er von störenden Gedanken oder Aktivitäten abgelenkt wird. Das kann durch Schaffung von Strukturen erreicht werden. Struktur ist die erwartbare Verknüpfung von Ort, Zeit und Handlung und besteht vor allem in geregelten Zeitabläufen. Sie erleichtern das Ausblenden alternativer Handlungsoptionen zum jeweiligen Zeitpunk (vgl. Hofer 2004, S. 89). Die Familien sollten ihre Kinder wegweisend erziehen, indem sie Wärme und Kontrolle kombinieren. Eine Strukturierung der Freizeit fördert die Persönlichkeitsentwicklung und das schulische Lernen.
    Es sollte versucht werden, dass Schüler die Schule und ihre Freizeit nicht als getrennte Kontexte erleben. Die Schule sollte mit außerschulischen Freizeiteinrichtungen in Kontakt treten, um so Rahmenbedingungen für die Struktur zu schaffen.
    Es sollten besonders jene Schüler gefördert werden, die ihr Wohlbefinden hoch bewerten, deren außerschulische Tätigkeiten wenig strukturiert sind und die Schwierigkeiten haben ihre Ziele verfolgen zu können (vgl. Hofer 2004, S. 89).

    Verwendete Literatur:
    Hofer, Manfred (2004). Schüler wollen für die Schule lernen, aber auch anderes tun. Theorien der Lernmotivation in der Pädagogischen Psychologie. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 18, 79-92.




    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Pädagogische Neuigkeiten für Pädagogen :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert