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Selbstregulationstraining bei Frauen

    Meike Landmann, Andrea Pöhnl und Bernhard Schmitz

    Ein Selbstregulationstraining zur Steigerung der Zielerreichung bei Frauen in Situationen beruflicher Neuorientierung und Berufsrückkehr

    Der Prozess der Selbstregulation
    Die Selbstregulation gewinnt immer mehr an Bedeutung, weil die Anforderungen des Lebens sich ständig verändern und bewältigt werden müssen. Die Selbstregulationsfähigkeit unterstützt die Selbstklärung und ist förderlich auf die Leistungsfähigkeit im privaten als auch im beruflichen Bereich. Die Arbeits- und Lebenszufriedenheit und auch die mentale Gesundheit werden positiv beeinflusst. Die Selbstregulationsstrategien werden als Schlüsselkompetenzen verstanden, welche auch langfristig und unabhängig von der momentanen, spezifischen Situation einsetzbar sind. Regulieren oder steuern heißt, solchen Einfluss auf Gedanken und Verhalten auszuüben, dass sich diese förderlich auf die Handlungserledigung auswirken. Als Grundlage für die Selbstregulierung gilt die Selbstbeobachtung mittels Tagebücher. Ohne das Registrieren der eigenen Handlungen können erzielte Ergebnisse nicht mit erwünschten Zielzuständen verglichen werden. Beim selbstregulatorischen Prozess wird ein routinierten Handlungsablaufs unterbrochen. Zentrales Element des Selbstregulationsprozesses ist die Zielverfolgung (vgl. Landmann, Pöhnl & Schmitz 2005, S. 12-13).
    Training
    Das Training erstreckte sich über einen Zeitraum von 4 Wochen à 2 Stunden und wurde in 4 Phasen eingeteilt. Jede Phase zeichnet sich durch spezifische Aufgaben aus, die von den Handelnden erfüllt werden müssen. Die 1. Phase umfasst die Zielfindung und das Abwägen mehrerer Handlungsalternativen. Realisierbarkeit und Wünschbarkeit der Handlung sind dabei Kriterien für die Entscheidung. Die Phase endet mit der Bildung einer Zielabsicht. In der 2. Phase werden Möglichkeiten der Zielrealisierung gesucht. Es werden die Handlungen für die Zielerreichung geplant, was unmittelbar zu einer Ausführungsabsicht führt. Von dieser Phase an werden Handlungsvorbereitung und Handeln durch den Willen gesteuert und somit wird die Realisierung ein handlungsorientiertes Problem. Die 3. Phase dient zum Aufnehmen der Handlung und die veranlasste Handlung zielorientiert aufrechtzuerhalten, also zur Handlungsdurchführung. Die 4. Phase umfasst den Vergleich zwischen dem tatsächlichen Ergebnis und dem angestrebten Ziel. Die vollzogene Handlung wird bewertet und Schlüsse für zukünftiges Handeln gezogen (vgl. Landmann et al. 2005, S. 14).
    Ziel des Trainings war die Förderung von selbstregulatorischen Kompetenzen zur Steigerung der Zielerreichung. Vermittelt wurden Strategien, die die erfolgreiche Bewältigung jeder einzelnen Phase unterstützen und somit maßgeblich zur Zielerreichung beitragen sollen. Es wurde Wert darauf gelegt, Inhalte zu vermitteln, die über die spezifische Situation der beruflichen Zielerreichung hinausgehen, und deren Bedeutung als Schlüsselqualifikation hervorzuheben. Bei der Vermittlung des Trainings wurde besonders darauf geachtet, dass aktivierende Lehr- und Lernformen eingesetzt wurden. Geübt wurde durch Interviews in Zweier- oder Dreiergruppen, Gruppenübungen, Demonstration, Vortrag, Diskussion, Tagebuch, Skript und Hausaufgaben. Dadurch wurde der Austausch und die Interaktion innerhalb der Gruppe gefördert. Der konkrete Trainingsinhalt bestand aus folgenden phasenbezogenen Strategien: Formulierung und Strukturierung von Zielen, Handlungsplanung, Selbstregulationszyklus, Belohnung, Kognitionssteuerung, Emotionssteuerung, Umgang mit Handlungsergebnissen. Das Training wurde mit insgesamt 56 Frauen durchgeführt. Das Durchschnittsalter der Frauen war 37,88 Jahre, diese hatten durchschnittlich 1 – 2 Kinder. Die meisten Frauen (32) waren verheiratet, die durchschnittliche Berufsphase betrug 8,47 Jahre und die durchschnittliche Familienphase betrug 4,71 Jahre. Alle Frauen hatten einen Schulabschluss und fast jede hatte eine abgeschlossene Berufsausbildung. Die Untersuchungsteilnehmer wurden einer Trainingsgruppe und einer Kontrollgruppe zugeteilt. Die Trainingsgruppe nahm zwischenzeitlich an einer Schulung teil, welche neben den wöchentlichen Terminen ein täglich auszufüllendes Tagebuch inkludierte. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe konnten nach der 2. Phase an einem komprimierten Tagesseminar teilnehmen (vgl. Landmann et al. 2005, S. 14-15).
    Die Erhebungsinstrumente bestanden aus verschiedenen Fragebögen und wurden von allen Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor und nach dem Training und von der Trainingsgruppe zusätzlich 2,5 Jahre nach dem Training ausgefüllt. Die Ergebnisse belegen den Wert allgemeiner selbstregulatorischer Kompetenzen für die berufliche Zielerreichung in dieser speziellen Zielgruppe: die Analysen bestätigen den Effekt der Vermittlung von Trainingsinhalten und die Steigerung der Zielerreichung. Ebenso konnte die Stabilität des Effekts von selbstregulatorischen Fähigkeiten bestätigt werden. Die Vermutung liegt nahe, dass die geschulten Inhalte auch nach dem Training positiven Einfluss auf die Zielerreichung und die berufliche Situation haben. Aufgrund dieser Ergebnisse erscheint es empfehlenswert, Selbstregulationsstrategien im Kontext der beruflichen Zielfindung deutlich häufiger einzusetzen (vgl. Landmann et al. 2005, S. 16-17).

    Verwendete Literatur
    Landmann M., Pöhnl A., Schmitz B. (2005). Ein Selbstregulationstraining zur Steigerung der Zielerreichung bei Frauen in Situationen beruflicher Neuorientierung und Berufsrückkehr.
    Zeitschrift für Arbeits- u. Organisationspsychologie, 2005, 12-27.




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