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Psychophysik

    Sinnesorgane registrieren physikalische Ereignisse der Umwelt und geben dem Gehirn davon Kenntnis zu, wobei die Wahrnehmung damit beginnt, dass Rezeptoren der Sinnesorgane durch elektrische, mechanische oder chemische Energie gereizt werden. Die Informationen werden zunächst umgewandelt (Transduktion) und über Neuronen dem Zentralnervensystem bzw. dem Gehirn übermittelt. Wenn ein bestimmter neuronaler Schwellenwert erreicht wird, werden die Neuronen erregt und die Impulse über die Nervenleitungen gesendet. Man unterscheidet zwischen absoluten Schwellen und der Unterschiedsschwellen, wobei es keine absolute und unveränderliche Größen gibt, sondern diese vom Individuum und seiner jeweiligen körperlichen Verfassung abhängig sind. Dass die Unterschiedsschwelle von der Stärke des einwirkenden Reizes abhängt wird im Weberschen Gesetz beschrieben, benannt nach Ernst H. Weber. Unterschiede in der Reizintensität bestimmen auch, auf wie viele Neuronen die Erregung übertragen wird. Werden die Rezeptoren eines Sinnesorgans kontinuierlich mit gleicher Intensität gereizt, findet eine Adaption statt. Im Gehirn angelangt, werden die Informationen schließlich geordnet und interpretiert. Die Nervenleitungen benötigen übrigens kurze Refraktärphasen, um weitere Impulse übermitteln zu können. Die Beziehungen zwischen den Qualitäten physikalischer Reize und den von ihnen hervorgerufenen Reaktionen wird in der Psychophysik untersucht. Die Psychophysik wurde von Gustav Theodor Fechner begründet und ist ein Teilgebiet der experimentellen Psychologie. Sie beschäftigt sich mit der Erforschung der Beziehungen zwischen physikalischen Reizen und psychischen Empfindungen. Das heißt sie untersucht die Wechselwirkung zwischen objektiv messbaren physischen Prozessen und subjektivem mentalem Erleben. Es werden also die Zusammenhänge zwischen auf den Körper einwirkenden Reizen und den durch sie ausgelösten Erlebnissen untersucht. Grundsätzlich kann die Psychophysik in die äußere (Beziehung Außenreiz und dadurch ausgelöste Empfindung) und die innere Psychophysik (Beziehung Empfindungen und ausgelösten Körperreaktionen) unterteilt werden. Fechner entwickelte dabei die Psychophysik im perspektivistischem Sinne, denn für ihn waren Körper und Geist zwei Aspekte einer Einheit. Die Wissenschaftler untersuchen somit das Verhältnis zwischen Körper und Seele von verschiedenen Standpunkten aus: „Die Naturwissenschaft stellt sich konsequent auf den äußeren Standpunkt der Betrachtung der Dinge, die Wissenschaft vom Geiste auf den inneren; die Ansichten des Lebens fußen auf dem Wechsel der Standpunkte, die Naturphilosophie auf der Identität dessen, was doppelt auf doppeltem Standpunkte erscheint; eine Lehre von den Beziehungen zwischen Geist und Körper wird die Beziehungen beider Erscheinungsweisen des Einen zu verfolgen haben“ (Fechner 1860, S. 6). In diesem Sinne sprach Fechner über Identitätsansicht, und hoffte, dass seine Auffassung unter anderem erklären könnte, warum die Physiologen in der Regel Materialisten sind und die Psychologen eher Idealisten. Metaphysisch gesehen sind Körper und Seele nur zwei Teile einer Einheit, und da man den Körper exakt untersuchen kann, glaubte Fechner, dass es möglich sei müsste, Exaktheit auch in derPsychologie zu erreichen. Er versuchte damit die Psychologie zu einer exakten Lehre von den Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Körper und Seele zu machen. Weber folgend führte Fechner damit das berühmte Maßprinzip der Einschätzung der Empfindungen ein, denn die Verbindung zwischen Reiz und Empfindung ist eben nicht kausal sondern funktional.

    1. Definition
    „Seit G. T. Fechner (1860) der experimentelle Zweig der Psychologie, der sich mit den gesetzmäßigen Beziehungen zwischen den messbaren Gegebenheiten der physik. Umwelt (Reize) u. dem erlebten psych. Abbild (Empfindungen) beschäftigt“ (Bertelsmann Universal Lexikon 1995, S. 722).

    2. Definition
    „Teilgebiet der experimentellen Psychologie, das sich speziell mit den Beziehungen zwischen Reizintensität und -qualität einerseits und Reizwahrnehmung und -empfindung bzw. -beurteilung andererseits befasst und dafür bestimmte Gesetzmäßigkeiten aufzustellen versucht. P. in diesem Sinne geht auf Arbeiten G. Th. Fechners und E. H. Webers zurück, die sich bes. mit der Ermittlung absoluter und Unterschiedsschwellen für verschiedene Reize bzw. Sinnesgebiete befassten. Zur P. Im heutigen Sinne gehören die verschiedensten Spezialgebiete psycholog. Forschung, von der Informationspsychologie (Kybernetik) bis zur Theorie des Messens in der Psychologie überhaupt“ (Meyers Enzyklopädisches Lexikon 1977, S. 373).

    3. Definition
    „Die Psychophysik untersucht die gesetzmäßigen Beziehungen zwischen der physikalischen Stimulation, die auf die Sinnesorgane einwirkt, und den dadurch hervorgerufenen Verhaltensweisen und Erfahrungen, und sie versucht, sie zu quantifizieren“ (Zimbardo 1998, S. 166).

    4. Definition
    … Die Psychophysik ist eine der ältesten psychologischen Forschungsprogramme, welche der Frage gewidmet ist, in welcher quantitativen Beziehung die subjektiven Sinnesempfindungen zur Rezeptoraktivität einerseits und zur objektiven Sinnesreizung andererseits stehen. Man unterscheidet zwischen äußerer Psychophysik, welche sich mit der Beziehung zwischen einem Außenreiz (zB dem Licht) und der dadurch ausgelösten Empfindung (zB der Helligkeitsempfindung) befasst, und der inneren Psychophysik, welche dagegen die Beziehung der Empfindungen zu den von den Außenreizen ausgelösten Körperreaktionen behandelt (vgl. Schönpflug & Schönpflug 1983, S. 82f) …

    5. Definition
    „Von G. T. Fechner begründetes Teilgebiet der Sinnesphysiologie und -psychologie (Wahrnehmungspsychologie) das sich mit der Erforschung der Beziehungen zw. physikal. Reizen und psych. Empfindungen beschäftigt. Aufbauend auf den Arbeiten von E. H. Weber (webersches Gesetz) leitete Fechner 1860 das früher als psychophys. Grundgesetz bezeichnete fechnersche Gesetz ab. Auf ihn und G. E. Müller gehen die klass. Verfahren der P. zur Bestimmung der absoluten Reiz- bzw. Wahrnehmungsschwelle eines Sinnesorgans und der Unterschiedsschwellen, um einen Unterschied in der Sinnesempfindung hervorzurufen, zurück:“ (Brockhaus Enzyklopädie 2006, S.241) …

    6. Definition
    „1860 von G. T. Fechner begründetes Teilgebiet der Sinnespsychologie und -physiologie, das die Beziehungen zw. physikal. Reizen und Sinnesempfindungen untersucht; es umfasst ua akust. und opt. Täuschungen, Raum- und Musikakustik, Farbe. Eine Art „Grundgesetz“ der P. stellt das Weber-Fechner-Gesetz dar“ (Das Lexikon für Österreich in 20 Bänden 2006, S. 351).

    7. Definition
    „Die Psychophysik untersucht die Wechselwirkung zwischen objektiv messbaren physischen Prozessen und subjektivem mentalem Erleben. Sie hat sich wissenschaftshistorisch recht früh durch die Arbeiten von Gustav Theodor Fechner im Anschluss an Ernst Heinrich Weber und Konrad Hoppe entwickelt“ (Ohne Autor 2007, Online im Internet: WWW: http://de.wikipedia.org/wiki/Psychophysik (2007-10-19)).

    8. Definition
    „Als Psychophysik bezeichnet man die von Fechner begründete Lehre von den Gesetzen, nach denen Leib und Seele als zwei getrennte, doch einander korrespondierende Erscheinungen zusammenhängen“ (Wiedemann, U. 2007, Online im Internet: WWW: http://www.phillex.de/psychphy.htm (2007-10-25)).

    9. Definition
    „von G. T. Fechner begründete, klassische Disziplin der Psychologie. Sie untersucht den gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen veränderlichen quantitativen Größen, die Voraussetzungen oder Bestandteile elementarer Wahrnehmungsleistungen sind. I. w. S. werden heute mit P. auch Ansätze und Verfahrensweisen bezeichnet, die die Aufgabenstellung dieser Disziplin sinngemäß auf komplexere Vorgänge der Wahrnehmung und auf andere psychische Vorgänge ausdehnen“ (Clauß, Kulka, Lompscher, Rösler, Timpe & Vorwerk 1976, S. 428) …

    10. Definition
    „Lehre von der Beziehung zwischen Seele und Körper, insbesondere die Wissenschaft von den Beziehungen zwischen physischen Reizen und den ihnen entsprechenden Erlebnissen. Das Interesse der P. richtete sich im Laufe ihrer historischen Entwicklung auf verschiedene Teilprobleme:“ (Dorsch 1976, S. 478) …

    11. Definition
    „Die Psychophysik beschäftigt sich mit der Messung von Erlebnissen (und von gewissen anderen psychologischen Reaktionen) und untersucht die quantitativen Beziehungen zwischen den maßbestimmten psychologischen Variablen und gewissen andren Variablen. Diese können Reizbedingungen, physiologische Prozesse oder andre psychologische Variablen sein“ (Dietrich & Walter zit. nach Ekman 1970, S. 226) …

    12. Definition
    „P ist eines der wissenschaftshistorisch ersten Forschungsgebiete der Psychologie. Es beschäftigt sich mit der Untersuchung der Zusammenhänge zwischen äußeren, auf den Körper einwirkenden Reizen und den durch sie ausgelösten Erlebnissen“ (Dietrich & Rietz 1996, S. 349) …



    Literatur
    Bertelsmann Universal Lexikon (1995). Gütersloh: Bertelsmann Lexikon Verlag Gmbh
    Brockhaus Enzyklopädie (2006). Leipzig, Mannheim: F.A. Brockhaus Gmbh
    Clauß, G., Kulka, H., Lompscher, J., Rösler, H., Timpe, K. & Vorwerk, G. (1976) Wörterbuch der Psychologie. Köln: Pahl-Rugenstein Verlag
    Das Lexikon für Österreich in 20 Bänden (2006). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag
    Dietrich, G. & Walter, H. (1970). Grundbegriffe der psychologischen Fachsprache. München: Franz Ehrenwirth Verlag KG
    Dietrich, R. & Rietz, I. (1996). Psychologisches Grundwissen für Schule und Beruf. Ein Wörterbuch. Donauwörth: Auer Verlag GmbH
    Dorsch, F. (1976). Psychologisches Wörterbuch. Bern, Stuttgart, Wien: Verlag Hans Huber.
    Fechner, G. T. (1860). Elemente der Psychophysik. Leipzig: Breitkopf und Härtel.
    Meyers Enzyklopädisches Lexikon (1975). Mannheim, Wien, Zürich: Bibliographisches Institut, Lexikonverlag
    Ohne Autor (2007). Die Psychophysik. Online im Internet: WWW: http://de.wikipedia.org/wiki/Psychophysik (2007-10-19).
    Wiedemann, U. (2007). Die Psychophysik. Online im Internet: WWW: http://www.phillex.de/psychphy.htm (2007-10-25)
    Schönpflug, W. & Schönpflug, U. (1983). Psychologie. Allgemeine Psychologie und ihre Verzweigungen in die Entwicklungs-, Pesönlichkeits- und Sozialpsychologie. München, Wien, Baltimore: Urban & Schwarzenberg Verlag
    Zimbardo, P. (1998). Psychologie. Springer Verlag.
    http://www.die-wege.de/mod/book/view.php?id=82 (10-01-03)

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