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Sport als Erlebnis

    Was ist ein Erlebnis?
    In der Motivationspsychologie wird viel mehr nach dem „Warum“, als nach dem „Wie“ gefragt. Wer einen Sinn in seinem Handeln sieht, braucht erst gar nicht motiviert zu werden. Die eigentliche Motivation speist sich aus einem gefundenen Sinn, der verwirklicht werden möchte. Dies ist auch im Sport nötig um dauerhaft Leistungen erbringen zu können. Ein wesentlicher motivationaler Aspekt im Sport ist der Erlebnisaspekt. Gerade im Sport sind Erlebnisse hochkarätige emotionale Pakete. Erlebnisse sind Ereignisse, die jenseits der Alltagsnorm zu finden sind. Erlebnisse sind immer individuell und unwillkürlich. Man erleidet sie eher, als dass man sie herstellt. Herstellen kann man allenfalls die Bedienungen, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass lustvolle Erlebnisse eintreten (vgl. Lechner & Newerkla 2007, S. 131-132).
    Erlebnis- statt Ergebnisorientierung!
    Eberspächer (zit. nach Lechner & Newerkla 2007, S. 132) meint mit der Orientierung an der messbaren Leistung, die nach Erbringen ausgezeichnet wird, entsteht ein Dilemma: Anstatt nach innen zu horchen, sich selbst zu erleben, sich selbst zu prüfen, schielen der Athlet und die Athletin mit einem Auge zum Kampfrichter und mit dem anderen zum Zuschauer. Die Art und Weise, wie sportliche Betätigung zustande gekommen ist, gewinne damit sekundäre Bedeutung. Es wäre sinnvoller, nicht die Leistung, sondern viel mehr den Erlebnisaspekt in den Vordergrund zu stellen.
    Aktivierung und Erlebnis
    Mit Aktivierungsniveau ist ein bestimmter Erregungszustand gemeint, der sich entweder durch Spannung bzw. Entspannung ausdrückt. Durch Schlüsselreize wie z. B. Ungewissheit, Instabilität, Neuheit, etc. steigt das Aktivierungsniveau, was zunächst zu einer Leistungssteigerung und zu einem Lustempfinden führt. Nach Erreichen eines Maximums nimmt die Erregung wieder ab, die Leistung sinkt und es wird Unlust hervorgerufen. Ist jemand beispielsweise in der Kletterei ein Bergneuling, so beeindrucken ihn zunächst Gelände, Schwierigkeiten und die Ausmaße der Tour emotional enorm. Das Aktivierungsniveau ist somit hoch und es kommt zu hochgradigen emotionalen Zuständen und damit zu intensiven Erlebnissen. Die Auslöser – Gelände, Schwierigkeiten usw. – verlieren jedoch an Attraktivität, je öfter man sie aufsucht (vgl. Lechner & Newerkla 2007, S. 132).
    Fokussieren und Erleben
    Die Aufmerksamkeit, die Fokussierung auf die eigentliche sportliche Handlung ist eine wesentliche Vorraussetzung für das Generieren von sportlichen Erlebnissen, mehr noch eine Vorrausetzung für sportliche Erfolgs-Erlebnisse. Es ist die Konzentration auf die sportliche Handlung selbst, das Hinwenden der Aufmerksamkeit auf die optimale Bewegungsausführung und Performance, die nicht nur optimale Leistungen sondern auch nachhaltige Erlebnisse garantiert (vgl. Lechner & Newerkla 2007, S. 133).
    Emotion und Kognition im Erleben
    Erlebnisgenerierung ist immer als kognitiver Prozess (Wahrnehmungsprozess) zu verstehen. Zudem sind Kognitionen wiederum ein zentraler Bestandteil von Emotionen, wobei Emotionen als Resultate kognitiver Verarbeitung interner oder externer Reize angesehen werden. Erlebnisse werden daher nicht vom Subjekt empfangen, sondern von ihm gemacht. Was von außen kommt wird erst durch die Verarbeitung zum Erlebnis. Die Intensität sportlicher Erlebnisse, ja die Fähigkeit überhaupt (emotionale) Erlebnisse im Sport zu haben, hängt darüber hinaus mit dem Stellenwert zusammen, den wir selbst dem Sport beimessen (vgl. Lechner & Newerkla 2007, S. 134).
    Angst und Erlebnis
    Die wohl bedeutsamste Emotion im Sport ist Angst. Sie kann im Sport einerseits energetisierende Wirkung haben, sie kann Antrieb geben und andererseits deaktivierend und leistungshemmend wirken. Angst ist eine der wesentlichsten Emotionen, die beim Erleben eine Rolle spielt. Die Auseinandersetzung und das Überwinden der eigenen Angst kann im Sport genauso zum Erlebnis werden, wie Angst jedes Erlebnis blockieren und zunichte machen kann (vgl. Lechner & Newerkla 2007, S. 134).
    Sport: Schule für’s Leben
    Wer von Kindesbeinen an gewohnt ist, sich bei sportlichen Betätigungen zu überwinden und sich anzustrengen, wird diese erworbene Motivation vermutlich auch im späteren Leben zur Anwendung bringen können und für andere Bereiche, etwa im beruflichen Leben, fruchtbringend einsetzen können. Wer gelernt hat, im Wettkampf mit Niederlagen umzugehen und physische wie mentale Hochleistungen zu erbringen, der wird auch in anderen Lebensbereichen auf diese Ressourcen zurückgreifen können. Jemand, der diese Erfahrungen nicht besitzt, muss dagegen immer wieder von außen motiviert werden, wenn es an Selbstvertrauen mangelt. Auch die im Sport erlebten Misserfolge und Niederlagen können Motivationsquellen für berufliche Rückschläge bilden (vgl. Lechner & Newerkla 2007, S. 136).
    Sport: Schule der Lebensfreude
    Sport und sportliche Erlebnisse können aber noch mehr als Zähigkeit, Durchhaltevermögen und Leistungsstreben zu schulen. Die Freude am Beherrschen einer Tätigkeit („Funktionslust“) und das gleichzeitige Erreichen eines Zweckes oder Zieles schließen einander nicht aus. Um im Sport Freude zu haben, muss man nicht unbedingt gewinnen oder seine Bestleistung erbringen (vgl. Lechner & Newerkla 2007, S. 137).

    Verwendete Literatur
    Lechner, Christina & Newerkla, Ronald (2007). Wenn Sport zum Erlebnis wird. Psychologie in Österreich, 2, 131-137




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