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Soziale Vergleiche an der Kasse: Wenn der Einkauf zum Spiegel des Alleinseins wird

    Für Menschen, die alleine leben, kann der Einkauf an der Supermarktkasse tatsächlich mit unangenehmen Gefühlen verbunden sein, selbst wenn sie nur für sich selbst einkaufen. Dieses Gefühl, sich bloßgestellt zu fühlen, weil der Einkauf sichtbar auf eine Person zugeschnitten ist, wurzelt oft in mehreren psychologischen Dynamiken. Ein zentraler Aspekt ist die soziale Vergleichstheorie. Menschen neigen dazu, sich mit anderen zu vergleichen, und in einem Supermarkt ist es leicht, andere Familien oder Paare mit vollen Einkaufswägen zu sehen. Der eigene kleine Einkaufswagen kann dann als Abweichung von einer wahrgenommenen Norm empfunden werden – der Norm, in einer Familie oder Partnerschaft zu leben. Dies kann Gefühle der Andersartigkeit oder des Ausgeschlossenseins hervorrufen.

    Hinzu kommt oft eine internalisierte Stigmatisierung oder das, was in der Psychologie als „Spotlight-Effekt“ bezeichnet wird. Man hat das Gefühl, dass alle Augen auf einen gerichtet sind und der eigene Einkauf – oder die Tatsache, dass man alleine ist – besonders auffällig ist und bewertet wird. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass andere Kunden wirklich so viel Aufmerksamkeit auf den Einkauf einer Einzelperson legen, fühlt es sich für die betroffene Person so an, als ob ihre Situation für alle sichtbar ist und vielleicht sogar negativ interpretiert wird. Dies kann von der Befürchtung begleitet sein, als „einsam“ oder „nicht dazu gehörend“ wahrgenommen zu werden, was oft mit negativen Stereotypen verbunden ist.

    Darüber hinaus können frühere Erfahrungen oder persönliche Unsicherheiten eine Rolle spielen. Wer generell zu Schüchternheit neigt oder in der Vergangenheit negative soziale Erfahrungen gemacht hat, ist möglicherweise anfälliger für solche Gefühle an der Kasse. Der Supermarkt wird in diesem Moment zu einer Bühne, auf der die eigene soziale Situation öffentlich zur Schau gestellt wird, was mit sozialer Angst oder dem Gefühl der Vulnerabilität einhergehen kann. Das Unbehagen entsteht also weniger aus der tatsächlichen Beobachtung durch andere, sondern vielmehr aus der inneren Interpretation und den eigenen Ängsten vor sozialer Bewertung.

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