Romantische Beziehungen gelten als zentrale Quelle emotionaler Stabilität und Lebenszufriedenheit, dennoch zeigen aktuelle Zahlen aus westlichen Gesellschaften eine hohe Trennungsrate, was das Interesse an Faktoren, die Beziehungszufriedenheit beeinflussen, zunehmend in den Fokus der psychologischen Forschung rückt. Während frühere Studien vor allem langfristige Entwicklungen über Monate oder Jahre hinweg untersuchten, widmet sich eine neue Untersuchung von Scheling et al. (2025) dem kurzfristigen Erleben von Zufriedenheit in Paarbeziehungen, wobei sich zeigte, dass Beziehungszufriedenheit nicht konstant ist, sondern innerhalb weniger Tage und sogar innerhalb einzelner Tage deutlich schwankt. Bemerkenswert war auch, dass diese Veränderungen innerhalb eines Paares meist synchron verlaufen, was auf eine gemeinsame Wahrnehmung oder Reaktion auf äußere und innere Einflussfaktoren hinweist. In zwei groß angelegten Untersuchungen mit insgesamt über 700 Paaren wurde die Beziehungssituation engmaschig erfasst: einmal täglich über mehrere Wochen und mehrmals täglich im Rahmen eines Erfahrungstagebuchs.
Dabei stellt sich die Frage, welche Ursachen hinter diesen Schwankungen stehen, sodass man dafür eine Reihe potenzieller Einflussgrößen wie demografische Merkmale, Persönlichkeitszüge und beziehungsbezogene Aspekte erfasste. Zwei Faktoren erwiesen sich dabei als besonders bedeutsam: die wahrgenommene Reaktionsbereitschaft des Partners sowie das Ausmaß emotionaler Instabilität, insbesondere bei Männern. Wenn ein Partner das Gefühl hat, dass seine Bedürfnisse wahrgenommen und erfüllt werden, ist die Zufriedenheit in der Beziehung deutlich stabiler. Diese Responsivität ist vergleichbar mit Bindungsmechanismen in Eltern-Kind-Beziehungen, denn auch hier führt eine verlässliche Bedürfnisbefriedigung zu höherer Stabilität und Sicherheit. Zusätzlich ging eine hohe Variabilität in der täglichen Beziehungszufriedenheit tendenziell mit einer geringeren generellen, also traitbasierten, Beziehungszufriedenheit einher, wobei langfristig diese Variabilität jedoch keinen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Beziehung oder deren Stabilität hatte. Schwankungen spiegeln also eher die momentane Beziehungsdynamik wider, ohne zwingend auf eine Trennung hinzudeuten, und können als Hinweis auf unerfüllte Bedürfnisse verstanden werden und damit als wertvolle Signale für mögliche Veränderungen. Letztlich lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass Beziehungen nicht durch Konstanz allein gelingen, sondern durch die Fähigkeit, aufeinander abgestimmt mit Veränderungen umzugehen, und zwar Tag für Tag.
Literatur
Scheling, L., Wrzus, C., Weidmann, R., Burriss, R. P., Wünsche, J., Grob, A., & Bühler, J. L. (2025). Within-person variability and couple synchrony in state relationship satisfaction: Testing predictors and implications. Journal of Personality and Social Psychology., doi:10.1037/pspp0000559
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