Forschungen haben gezeigt, dass soziale Interaktionen für Primaten, einschließlich Menschenaffen, eine fundamentale Rolle spielen. Von frühester Kindheit an konzentrieren sich sowohl Menschen als auch Affen auf soziale Reize wie Gesichter und Gesten. Frühere Studien hatten darauf hingewiesen, dass Menschenaffen ein soziales Gedächtnis besitzen könnten – die Fähigkeit, sich besser an Objekte zu erinnern, wenn diese in einem sozialen Kontext präsentiert werden. Menschenaffen besitzen, ebenso wie Menschen, also vermutlich ein soziales Gedächtnis, das es ihnen ermöglicht, sich besser an Objekte zu erinnern, wenn diese in einem sozialen Kontext präsentiert werden. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um in sozialen Gruppen zu interagieren, Wissen weiterzugeben und von den Handlungen anderer zu lernen. Eine neue Studie von Padberg et al. (2025) hat das soziale Gedächtnis von Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans untersucht und interessante Ergebnisse zutage gefördert, insbesondere in Bezug auf den Unterschied zwischen Erwachsenen und Jungtieren in Bezug auf ihre Gedächtnisleistungen. Die Tiere, deren Alter zwischen drei Monaten und 47 Jahren variierte, wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe sah ein Video, in dem eine menschliche Hand einen Turm baute, während der anderen Gruppe ein Video gezeigt wurde, in dem ein mechanischer Greifarm denselben Turm baute.
Zwei Tage später wurde den Tieren der bereits bekannte Turm neben einem neuen, unbekannten Turm gezeigt. Ein längeres Betrachten des neuen Turms wurde als Hinweis darauf gedeutet, dass sich die Tiere an den vertrauten Turm erinnerten. Die Ergebnisse zeigten, dass erwachsene Menschenaffen den Turm besser erinnerten, wenn sie sahen, wie er von einer menschlichen Hand statt von einem mechanischen Arm gebaut wurde. Dies wurde darauf zurückgeführt, dass die Affen den Handlungen eines sozialen Wesens mehr Aufmerksamkeit schenkten als denen einer Maschine. Im Gegensatz dazu konnte diese Fähigkeit bei jüngeren Tieren nicht nachgewiesen werden. Dies lässt darauf schließen, dass das soziale Gedächtnis bei Menschenaffen, ähnlich wie bei Menschen, erst später im Leben voll entwickelt wird. Man führt diese Unterschiede auf mehrere Faktoren zurück, wie etwa die Art der Objekte, die Komplexität der Aufgaben oder die Dauer der Videos, die den Affen gezeigt wurden.
In der Untersuchung wurde auch der Zusammenhang zwischen sozialer Aufmerksamkeit und Herzfrequenz berücksichtigt: Die Affen zeigten eine reduzierte Herzfrequenz, wenn sie das soziale Modell (die menschliche Hand) betrachteten, und eine beschleunigte Herzfrequenz beim Betrachten des mechanischen Modells. Diese Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass das soziale Gedächtnis von Menschenaffen durch erhöhte Aufmerksamkeit auf soziale Reize verbessert wird.
Menschenaffen besitzen demnach über ein soziales Gedächtnis, das in vielerlei Hinsicht mit dem der Menschen vergleichbar ist. Allerdings während das soziale Gedächtnis von Menschen bereits in jungen Jahren gut ausgeprägt ist, benötigen Menschenaffen mehr Zeit, um diese Fähigkeit zu entwickeln.
Literatur
Padberg, M., Hanus, D., Thiele, M., Wang, D., Howard, L. H., Grosse Wiesmann, C., Maurits, L., Eckert, J. & Haun, D. B. M. (2025). Social attention increases object memory in adult but not younger great apes. Animal Behaviour, 221, doi:10.1016/j.anbehav.2025.123081
Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Pädagogische Neuigkeiten für Psychologen :::