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Erziehung, ökonomischer Status und Lügen bei Kindern und Jugendlichen

    In einer seit 2011 laufenden Studie untersuchten Abeler, Falk & Kosse (2024), welche Folgen Ressourcenmangel auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen aus Köln und Bonn hat, wobei die Bereitschaft zum Lügen dabei ein Teilaspekt war. Im Rahmen der Studie begleitete man Kinder und deren Familien seit dem Grundschulalter, wobei der Großteil der Familien aus bildungsfernen und sozioökonomisch schwachen Haushalten stammte. Im Rahmen der Studie wurden mehr als 200 zufällig ausgewählte Kinder über einen Zeitraum von einem Jahr in ein Mentoring-Programm integriert. Die Kinder verbrachten einmal pro Woche Zeit mit einer ehrenamtlichen Bezugsperson, unternahmen gemeinsam etwas Schönes und entwickelten eine feste Bindung. Die übrigen Kinder wurden in die Kontrollgruppe aufgenommen. Zusätzlich wurden Kinder aus bildungsnahen Haushalten als Vergleichsgruppe herangezogen.

    Die Ergebnisse zeigten,dass „Ungleichheit sehr früh im Leben entsteht, auch hinsichtlich der Bereitschaft zum Lügen. In einem Experiment wurden die Kinder gebeten, zu würfeln und das Ergebnis ihres Wurfes vorherzusagen. Wenn die Vorhersage und das Ergebnis übereinstimmten, durften sie sich einen kleinen Geldbetrag nehmen. Die Kinder waren dabei unbeobachtet, sodass keine Kontrolle darüber möglich war, ob eine Übereinstimmung tatsächlich gegeben war.

    Man errechnete dabei den Anteil der Schwindeleien anhand statistischer Wahrscheinlichkeiten, wobei sich zeigte, dass Kinder, die am Mentorenprogramm teilgenommen hatten, im Gesamtergebnis ehrlicher waren. Während von ihnen 44 Prozent schummelten, waren es in der Kontrollgruppe ohne Mentoren 58 Prozent. Auch die Kinder aus bildungsnahen Haushalten logen demnach weniger. Ein fürsorglicher und zugewandter Erziehungsstil steht in positiver Korrelation mit weniger Lügen. Auch wenn Eltern eher bereit sind, ihren Kindern und anderen Menschen zu vertrauen, führt dies zu mehr Ehrlichkeit. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass frühkindliche Interventionen nicht nur die Leistungen eines Kindes verbessern, sondern auch sein soziales und moralisches Verhalten beeinflussen können. Mentoring-Programme stellen daher insbesondere für Kinder aus Elternhäusern mit vergleichsweise wenig Anregungen und Fürsorge eine wirksame Unterstützung dar.



    Literatur

    Abeler, Johannes, Falk, Armin & Kosse, Fabian (2024). Malleability of preferences for honesty. The Economic Journal, doi:10.1093/ej/ueae044


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