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Warum strengen sich manche Menschen mehr an als andere?

    Kührt et al. (2023) untersuchten in einer aktuellen Studie den Zusammenhang zwischen der individuellen Anstrengungsbereitschaft und der tatsächlichen Anstrengung. Die kognitive Anstrengungsbereitschaft umfasst in der Psychologie ein menschliches Merkmal, das die Tendenz beschreibt, sich in Anforderungssituationen zu engagieren, und gilt als Teilkomponente der Motivation. Die Anstrengungsbereitschaft ist beispielsweise ein wichtiger Faktor für den schulischen und beruflichen Erfolg. So investieren manche Schülerinnen und Schüler nur so viel Ressourcen wie nötig, um sich auf eine Schularbeit vorzubereiten, während andere aus Freude an den Inhalten und mit dem Ziel lernen, Neues zu erfahren, den Stoff zu verstehen oder Probleme zu lösen. Es stellt sich die Frage, wie der Schritt von der Anstrengungsbereitschaft zur Anstrengungsrealisierung gelingen kann, d.h. wie Situationen und Persönlichkeit die Anstrengungsbereitschaft von Personen beeinflussen.

    Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Personen mit einer hohen kognitiven Anstrengungsbereitschaft ihre Anstrengung effizienter und unabhängig von der Belohnung ausführen. Es zeigte sich, dass Personen mit einer hohen Anstrengungsbereitschaft sich Wissen effizienter aneignen, auch wenn das Lernen mit Schwierigkeiten verbunden ist, als Personen mit einer niedrigen Ausprägung dieser Eigenschaft. Dabei hat die Aussicht auf eine Belohnung keinen Einfluss auf das Lernverhalten von Personen mit hoher Anstrengungsbereitschaft, während Personen mit niedriger Anstrengungsbereitschaft ihre Lernanstrengungen durch Belohnungen eher erhöhen.
    Diese Ergebnisse liefern eine Erklärung für individuelle Unterschiede in der Anstrengungsbereitschaft und zeigen darüber hinaus, dass Belohnungen und Anreize nicht generell förderlich sind, sondern vielmehr von der individuellen Persönlichkeit abhängen. Vor diesem Hintergrund sollte es ein Ziel von Anreizsystemen sein, solche Situationen zu schaffen, die individuell unterstützend wirken, d.h. weniger das Ergebnis als vielmehr die Anstrengung zu belohnen, was nicht nur die Motivation, sondern auch die Leistung steigert.



    Literatur

    Kührt, Corinna, Graupner, Sven-Thomas, Paulus, Philipp C. & Strobel, Alexander (2023). Cognitive effort investment: Does disposition become action? Public Library of Science, 18, doi:10.1371/journal.pone.0289428.
    https://nachrichten.idw-online.de/2023/09/04/psychologie-aus-liebe-zur-anstrengung (23-09-05)


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