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Wie Körper und Gehirn bei Angst zusammenspielen

    Furcht und Angst sind Gehirnzustände, die sich entwickelt haben, um Abwehrreaktionen auf Bedrohungen zu vermitteln. Die Abwehrreaktion umfasst mehrere interagierende verhaltensbezogene, autonome und endokrine Anpassungen, und obwohl die Neurowissenschaften schon länger an der Entschlüsselung von Angstzuständen und entsprechenden Behandlungsansätzen arbeitet, ist es noch immer nicht gelungen, ein einheitliches Bild zu gewinnen, das sowohl Verhaltensänderungen als auch physiologische Reaktionen und deren dynamisches Zusammenspiel während Angstzuständen beschreibt. Obwohl Bedrohungen mit verschiedenen kardialen Veränderungen in Verbindung gebracht werden, gibt es keinen klaren Konsens über die Bedeutung dieser Veränderungen für die integrierte Abwehrreaktion.

    Signoret-Genest et al. (2023) haben nun schnelle Mikrozustände identifiziert, die mit spezifischen Verhaltensweisen und Herzfrequenzdynamiken verbunden sind, die von lang anhaltenden Makrozuständen beeinflusst werden und kontextabhängige Bedrohungsstufen widerspiegeln. Dafür wurden neueste neurowissenschaftliche Methoden genutzt, die es erlaubten mittels Licht die Aktivität ausgewählter Nervenzellen zu kontrollieren. Man konnte dabei bestimmte Nervenzellen im Mittelhirn von Mäusen identifizieren, die für die Generierung einer typischen Angstreaktion verantwortlich sind. Darüber hinaus konnte man zeigen, dass eine der am häufigsten eingesetzten defensiven Verhaltensreaktionen, das Freezing, gemessen an der Immobilität, Teil eines integrierten kardio-behavioralen Mikrozustands ist, der durch spezifische Neuronen vermittelt wird.



    Literatur

    Signoret-Genest, Jérémy, Schukraft, Nina, L. Reis, Sara, Segebarth, Dennis, Deisseroth, Karl & Tovote, Philip (2023). Integrated cardio-behavioral responses to threat define defensive states. Nature Neuroscience, 26, 447-457.


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