Wenn sich Menschen im Gesicht berühren, ist dies ein Überlebensphänomen, d.h., es ist keine Übersprungshandlung, sondern eine Entspannung für das Gehirn, die in Experimenten im EEG abgelesen werden kann. Ausgelöst wird dieser Beruhigungseffekt durch den Kontakt der Hände mit den so genannten Vellushaaren, wobei sich diese kleinen, feinen Härchen im Gesicht vor allem in den Regionen von Nase, Stirn und Kinn befinden. Sie sind in der Haut von Rezeptoren umgeben, die den Berührungsreiz direkt an das Gehirn weiterleiten. Wenn Menschen in einer Stresssituation daran gehindert werden, sich ins Gesicht zu fassen, kann sich ihr Gehirn nicht beruhigen. Werden die Hände nach dem Experiment losgelassen, berührten die Versuchspersonen ihr Gesicht mehrmals kurz hintereinander, und erst dann beruhigen sie sich.
Menschen berühren ihr Gesicht bis zu sechshundert Mal am Tag, um sich mit dieser Geste in Stresssituationen unbewusst zu beruhigen. Es ist leicht zu beobachten, wie Redner während ihrer Präsentationen oder Reden immer wieder ganz kurz ihre Wangen, Nasen, Kinn oder Ohren berühren. Vermutlich ist die Fähigkeit, durch Selbstberührung Stress abzubauen, auch für die Gedächtnisleistung entscheidend.
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