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Unbewusste Erinnerungen im episodischen Gedächtnis resistenter gegen das Vergessen

    Bisher ging man davon aus, dass nur bewusst Erlebtes im episodischen Gedächtnis und über den Hippocampus gespeichert wird und auch das Verhalten beeinflusst. Schneider et al. (2021) konnten nachweisen, dass nicht nur bewusste, sondern auch unbewusste alltägliche Erlebnisse von unserem Gedächtnis abgespeichert werden, wobei die unbewussten Erlebnisse im Unterschied zu den bewussten vom Gehirn nicht wieder gelöscht werden. Zudem entdeckte man, dass nur das bewusst gelernte, aber nicht unbewusst gelernte Episodenwissen einem Vergessensprozess unterliegt. In den Experimenten wurden den Teilnehmenden ein, drei oder neun komplexe und für das Bewusstsein unsichtbare Filme hintereinander präsentiert und später das Erinnerungsvermögen getestet. Die filmisch dargestellten, komplexen Szenen wurden nicht nur bewusst, sondern auch unbewusst registriert und im episodischen Gedächtnis langzeitgespeichert. Jedes einzelne Filmbild wurde für nur 17 Millisekunden eingeblitzt, vor und nach einem 17 ms-Filmbild wurden Schwarz-weiss-Pixel-Bilder etwa 200 ms lang dargeboten, die das Gehirn am Weiterverarbeiten der eingeblitzten Filmbilder hinderten, sodass die filmischen Handlungen lediglich unbewusst registriert werden konnten. Dass die Filme dennoch im Detail langzeitgespeichert wurden, erkannte man an den Reaktionszeiten der Rate-Antworten, die die Probanden und Probandinnen in der Testsituation zu den Filmen abgaben. Offenbar können Menschen viele komplexe Sachverhalte unbewusst in ihrem episodischen Gedächtnis langzeitspeichern, was beim bewussten Lernen im episodischen Gedächtnis noch nie beobachtet worden ist, denn was man bewusst gelernt hat, vergisst man zumindest teilweise wieder. Als Erklärung für dieses Phänomen vermutet man, dass im Vergleich zur bewussten Erinnerung weniger Nervenzellen für die Speicherung einer unbewussten Erinnerung herangezogen werden. Beim unbewussten Lernen speichert eine Nervenzelle bloss eine einzige Erinnerung ab und nicht mehrere Erinnerungen wie beim bewussten Lernen, sodass es vermutlich zu weniger Überschneidungen von Gedächtnisspuren beim unbewussten Lernen kommt und daher zu geringerem Vergessen. Von großer Bedeutung könnte dieses Forschungsergebnis für Menschen sein, die an Amnesie- oder Demenzerkrankungen leiden und ein dysfunktionales episodisches Gedächtnis und daher Gedächtnisdefizite anweisen. Für die Betroffenen bedeutet das, dass sie noch immer unbewusst lernen und erinnern können, und sie ermutigen sollte, auf ihr Bauchgefühl zu hören, weil so Informationen aus dem unbewussten episodischen Gedächtnis abgerufen werden und auf das Verhalten einwirken können.



    Literatur

    Schneider, Else, Züst, Marc Alain, Wuethrich, Sergej, Schmidig, Flavio, Klöppel, Stefan, Wiest, Roland, Ruch, Simon & Henke, Katharina (2021). Larger capacity for unconscious versus conscious episodic memory. Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2021.06.012.


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