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Trauma, Schlafstörungen und gedächtnisbezogenen Symptomen der posttraumatischen Belastungsstörung

    Menschen, die extreme körperliche Gewalt, einen Terroranschlag, Unfall, Krieg oder sonst Erschütterndes erlebt haben, schaffen es mitunter nicht, das Erlebte zu verarbeiten. Bei der posttraumatischen Belastungsstörung wird für die Betroffenen die Erinnerung zum Problem, denn belanglose Kleinigkeiten wie ein Geruch lösen ohne Vorwarnung Flashbacks aus. Typisch ist auch, neben Symptomen wie zwanghaftes Grübeln oder Reizbarkeit, dass Betroffene sich an wesentliche Teile des Geschehens nicht vollständig erinnern können, offenbar ist bei Trauma-Folgestörungen also auch das Gedächtnis beeinträchtigt. Neuere Untersuchungen zeigen nun auch, dass traumatische Ereignisse Schlafstörungen auslösen können, die ihrerseits gedächtnisbezogene Symptome wie Flashbacks, also das ständige Wiedererleben des Traumas, oder Erinnerungslücken verursachen. Siebzig bis über neunzig Prozent der Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen leiden an Ein- und Durchschlafstörungen, wobei der Schlaf generell eine entscheidende Rolle beim Abspeichern ins Langzeitgedächtnis und für das Konsolidieren des Gedächtnisses spielt.

    Allgemeines zu Traumatisierungen: Menschen besitzen verschiedene psychische Mechanismen, um unerträgliche Erfahrungen auszublenden. Wenn ein Trauma besonders belastend ist, kann die Erinnerung verschwinden, doch die ist nicht vollständig gelöscht sondern anders etwa im Mandelkern abgespeichert, d. h., sie rückt zunächst in den Hintergrund. Bestimmte Trigger im Gehirn können jedoch die Bilder, Geräusche und Gerüche wieder zum Vorschein bringen, als würde es gerade noch einmal passieren (Flashbacks), was zum Phänomen der Retraumatisierung führen kann. Hier heilt die Zeit nicht wirklich die Wunden, sondern es kommt zu oberflächlichen Überdeckungen, die den Betroffenen helfen, zu überleben und zu funktionieren. Mit einer solchen posttraumatischen Belastungsstörung kann man durchaus ein erfolgreiches Leben führen, dieses läuft aber angespannter, ängstlicher, freudloser und überhaupt unemotionaler ab als vor dem Trauma, d. h., das gesamte Nervensystem ist häufig übererregt und in Alarmzustand.

    Um das Zusammenspiel von Trauma, Schlafstörungen und gedächtnisbezogenen Symptomen der posttraumatischen Belastungsstörung näher zu beleuchten, konfrontierten Sopp et al. (2018) Probanden mit traumatischen Filminhalten. In ihrer experimentellen Studie untersuchten sie, wie sich diese Filminhalte, die eine Art kleines, zeitlich begrenztes Trauma auslösen, bei robusten Schläferinnen und Schläfern ohne Schlafschwierigkeiten auf die Schlafqualität und auf spontane, belastende Erinnerungen auswirken. Die Schlafdauer war in der Trauma-Gruppe reduziert, der Non-Rem-Schlaf signifikant reduziert und die Wachphasen in der Nacht waren länger. Die Probanden der Trauma-Gruppe führten im Anschluss mehrere Tage ein Tagebuch und dokumentierten, wie oft sie an Szenen des Films dachten und wie belastend sie dies empfanden. Außerdem beantworteten sie Fragebögen, in denen typische Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung wie Flashbacks abgefragt wurden. Dabei zeigte sich, dass je mehr REM-Schlafphasen die Probanden hatten, desto weniger Flashbacks sie nach Schlüsselreizen hatten und diese auch als weniger belastend empfanden.



    Literatur

    M. Roxanne Sopp, Alexandra H. Brueckner, Sarah K. Schäfer, Johanna Lass-Hennemann & Tanja Michael (2018). REM theta activity predicts re-experiencing symptoms after exposure to a traumatic film. Sleep Medicine, 54, 142-152.


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