Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt! Suche von den Dingen, die du hast, die besten aus und bedenke dann, wie eifrig du nach ihnen gesucht haben würdest, wenn du sie nicht hättest.
Marcus Aurelius
Die Wissenschaftsjournalistin der Süddeutschen Zeitung Christina Berndt legt mit dem Buch „Zufriedenheit – Wie man sie erreicht und warum sie lohnender ist als das flüchtige Glück“, ein gut lesbares und informatives Buch zur stilleren Schwester des Glücks vor, wobei sie zahlreiche Erkenntnisse der Glücksforschung, die in ihren Augen ohnehin meist Zufriedenheit meint, wenn sie vom Glück spricht, zusammenfasst.
Berndt beklagt die heute oft im Vordergrund stehende Selbstoptimierung, die Menschen zwingt, noch präziser, effektiver und effizienter mit ihren Ressourcen umzugehen und ein Optimum aus sich herauszuholen. Diesem Streben nach dem Optimum, das eher unglücklich als glücklich macht, setzt die Autorin das Innehalten und die Konzentration auf das Wesentliche entgegen, aus dem letztlich das entstehen kann, was Zufriedenheit ausmacht. Zufriedenheit ist dabei eine von vielen Menschen und auch der Psychologie deutlich unterschätzte Größe.
Als Zufriedenheit wird in der Psychologie ganz allgemein die Übereinstimmung einer bestimmten Erwartung eines Menschen vor einer Handlung mit deren tatsächlichem Erleben danach bezeichnet, wobei der Zufriedenheitsgrad dann vom Ausmaß der Abweichung zwischen dieser Erwartung und dem Handlungsergebnis abhängig ist. Ist die Erwartung höher als das Erlebnis, entsteht Unzufriedenheit, ist das Erlebnis mindestens gleich oder höher als die Erwartung, entsteht Zufriedenheit. So heißt es:
„Zufriedenheit kommt aus dem Inneren und hat viel mit dem Verstand zu tun und lässt sich deshalb erheblich besser steuern als das Glück, auf das man immer auch hoffen muss. Sie tritt vor allem dadurch ein, dass man lernt, die kleinen, glückseligen Momente im Leben wieder wertzuschätzen und die großen Visionen freundlich aus der Ferne zu betrachten, während man die realisierbaren Träume umzusetzen versucht. Dazu kann man schlecht immer auf der faulen Haut liegen, aber Zufriedenheit ist am ehesten zu spüren, wenn das Abenteuer einmal Pause macht. So wurzelt Zufriedenheit stärker in der Persönlichkeit eines Menschen als das Glück. Sich wohl und behaglich zu fühlen, ist Ausdruck seines Wesens, das Ergebnis einer grundsätzlichen Haltung dem Leben gegenüber. Auch deshalb bleibt die Zufriedenheit viel länger bestehen als das Glück, das doch so leicht zerrinnt: Sie gründet auf einem stabileren Fundament und ist unabhängiger von äußeren Ereignissen. Nicht zufälllig kommt das Wort »Zufriedenheit« von »Frieden«. Es ist ein innerer Frieden, ein Seelenfrieden. Zufriedenheit und Glück – die beiden verhalten sich so ähnlich wie die Liebe und die akute Verliebtheit, die uns auf Wolke sieben katapultiert. Verliebtsein ist eines der größten Glücksgefühle, mindestens so gut wie ein Lottogewinn, aber, wie das Glück, gemeinhin von sehr überschaubarer Dauer. Eine langjährige Liebe dagegen ist auf dauerhafte Zuwendung angelegt, auch wenn sie sich dann wie die Zufriedenheit es tut – auf einem geringeren Euphorieniveau bewegt.“
Das empfehlenswerte Buch trägt viele Forschungsergebnisse zusammen und widmet sich neben einem kleinen Selbsttest zur Zufriedenheit und exemplarischen Darstellungen menschlicher Zufriedenheit auch Fragen wie „Was läuft im Gehirn ab“ oder „Welche genetischen Faktoren spielen eine Rolle?“ Ein Zufriedenheitstraining zeigt darüber hinaus, wie Menschen an Faktoren wie Optimismus, Dankbarkeit oder Autonomie arbeiten können, um ein zufriedeneres Leben zu führen.
Literatur
Stangl, W. (2016). Zufriedenheit. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: https://lexikon.stangl.eu/6737/zufriedenheit/ (16-07-01)
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