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Transfer

    Unter Transfer versteht man den Zusammenhang von verschiedenen Lernprozessen. Dabei nimmt etwas Erlerntes Einfluss auf etwas zu Lernendes. Situationen können ähnlich und deswegen leichter zu erlernen sein bzw. bauen manche Leistungen auf vorher erbrachte Leistungen auf. Transfer kann aber ebenso unter anderem Datenaustausch, Transport oder auch das Überweisen von Geld ins Ausland bedeuten.

    Definition 1: 1. Wenn zwei verschieden Lernvorgänge sich gegenseitig beeinflussen, spricht man von Transfer (Lernübertragung, Mitlernen). Erleichtert das Lernen von A den Lernvorgang B, handelt es sich um positiven Transfer; erschwert A den Vorgang B, so spricht man von negativen Transfer; bei Lernvorgängen, die sich nicht beeinflussen, vom Nulltransfer.
    2. R. M. GAGNE unterscheidet lateralen Transfer vom vertikalen Transfer. Unter lateralem Transfer versteht er die Übertragung einer erlernten Fertigkeit auf ähnliche Situationen, die etwa auf dem selben Komplexitätsniveau liegen wie die ursprüngliche Situation. Leistungsfähigkeiten lassen sich aber auch in Lernhierarchien anordnen in dem Sinn, dass es höhere komplexere Leistungen gibt, die weniger komplexe voraussetzen. Das Vorhandensein der niedrigeren Fähigkeiten erleichtert das Erlernen der höheren; dieses Phänomen heißt vertikaler Transfer.
    3. Es gibt verschiedene Theorien, die Transfer erklären. Die Theorie der „formalen Bildung“ nimmt die Existenz geistiger Kräfte und Funktionen an, die durch Beschäftigung mit schwierigen Stoffen geübt und damit gestärkt werden. Solche Wirkungen werden vor allem dem Latein- oder dem Mathematikunterricht zugeschrieben. Untersuchungen von E. L. THORNDIKE ließen starke Zweifel an Theorien dieser Art aufkommen; für THORNDIKE und andere Lerntheoretiker findet Transfer nur in dem Maß statt, in dem Lern- und Übertragungssituation identische Elemente aufweisen. Transfer ist eine Art Reizgeneralisierung. Neuer theoretische Überlegungen (z.B. D.P. AUSUBEL) sehen das Problem des Transfers eher als eine Frage des Aufbaus und der Übertragung kognitiver Strukturen an.
    (vgl. Wilmann-Institut München-Wien unter Leitung von Prof. Dr. Heinrich Rombach, 1973)

    Definition 2: Transfer (engl. Übertragen), zuerst 1906 von dem amerikanischen Psychologen E. L. Thorndike als „transfer of training“ geprägt, bezeichnet heute allgemein die Übertragung des Gelernten in andere Sinnbereiche und Zusammenhänge. Der Transfer gelingt um so leichter, je ähnlicher die neue Situation der früheren Lernsituation ist. Nur durch Transfer ist die Fülle des geistigen Lebens und die Lebenssicherheit erreichbar, da es der Schule unmöglich ist, auf alle späteren Erfordernisse vorzubereiten. „Ein Transfer-Effekt ist dort am ehesten zu erwarten, wo die Technik des Lernen selbst deutlich gemacht und geübt wird, wo Einsicht in die Zusammenhänge und allgemeine Verfahrensweisen erworben worden. (vgl. Odenbach, 1974)

    Definition 3: Transfer bezeichnet die Übertragung früherer Lernerfahrungen auf neues Lernen und die Verbesserung oder Stabilisierung von Wissen und Fertigkeiten durch Übung an anderen Materialen. Der Transfer kann positiv aber auch negativ sein (hemmende Wirkung). Dem Lernen mit Verständnis (Lernen durch Einsicht) wird ein höherer positiver Transfereffekt zugeschrieben als dem mechanischen Lernen. Die Annahme der „formalen Bildung“, dass bestimmte Schulfächer einen hohen positiven Transfer auf die anderen haben, konnte sich nicht bestätigen, es sei denn Transfer wird bewusst geübt. Die Mitübung anderer Fähigkeiten findet nur in engen Grenzen statt. Die Erkenntnis struktureller Zusammenhänge und Ordnungen (Prinzipien, Regeln, Gesetze) und das Auffinden von Lösungen wirken sich positiv in neuem Lernprozess aus. (vgl. von Klinkhardt, 1973)

    Definition 4: Überweisung von Geldern ins Ausland; „Verkauf“ eines (Berufs)spielers an einen anderen Verein; Beförderung, z.B. zum Flughafen; Anwendung erworbener Kenntnisse auf andere (Wissens)gebiete (vgl. Österreichisches Wörterbuch, 1994)

    Definition 5: Transfer ist: eine Methode in der Maschinellen Übersetzung; in der Lernpsychologie und der Pädagogischen Psychologie die Übertragung von Wissen und Fertigkeiten aus einer Lernsituation in neue Anwendungen, siehe Lerntransfer, Lernen; die Bezeichnung für eine Schwierigkeitsstufe bei Schul-Prüfungen, siehe Schriftlicher Leistungsnachweis in der Schule; der Datenaustausch in der elektronischen Datenverarbeitung; ohne Gegenleistung gewährte Einkommensleistung eines Trägers öffentlicher Gewalt, siehe Transferleistung; der Transport einer Sache von einem Ausgangspunkt zu einem Zielpunkt; ein Roman von Stanis_aw Lem; der Wechsel eines Sportlers von einem zu einem anderen Verein. (www.wikipedia.com, 2007)



    Literatur
    Wilmann-Institut München-Wien, Leitung Prof. Dr. Heinrich Rombach (1973), Lexikon der Pädagogik/Neue Ausgabe 4. Band, Freiburg im Breisgau, ISBN 3-451-01044-5
    Odenbach, Karl (1974), Lexikon der Schulpädagogik, Braunschweig, ISBN 3-12-167131-1
    von Klinkhardt, Werner S. Nicktis (1973), Handwörterbuch der Schulpädagogik, Regensburg, ISBN 37815 0185 X
    Österreichisches Wörterbuch (1994), 37. Auflage, Wien, ISBN 3-215-07050-2
    www.wikipedia.com  (24. Okt. 2007)

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