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Gruppenarbeit: Soziales Klima führt zum Erfolg

    Die Zusammenarbeit in Gruppen befriedigt grundlegende Bedürfnisse nach Gemeinschaft. Dennoch ist das Klima häufig unbehaglich oder leidvoll – und das Leistungsniveau entsprechend niedrig. Professorin Dr. Antje Duck (Technische Fachhochschule Berlin) analysierte: Vor allem ein soziales Klima macht Gruppen erfolgreich. Die Merkmale:
    – Die Mitglieder identifizieren sich stärker mit der Gruppenarbeit
    – Vorgesetzte unterstützen die Mitarbeiter aktiv
    – Die Mitarbeiter kooperieren mit den Vorgesetzten
    – Die Zufriedenheit mit Kollegen überwiegt
    – Die Gruppenmitglieder unterstützen sich gegenseitig
    – Sie verfügen über größere Möglichkeiten zur Konfliktlösung
    – Sie setzen Technik besser ein
    – und entwickeln mehr innovative Vorschläge.

    Erfolgreiche Gruppen sind „keine Olympiamannschaften“: leistungsgeminderte Kollegen sind dort ebenso häufig und ältere Mitglieder häufiger – im Vergleich zu erfolgsschwächeren Teams.

    Eine Gruppe, in der es sich gesund leben und erfolgreich arbeiten lässt, zeichnet sich durch mehrere Charakteristika aus:
    – Die Gruppenaufgabe ist sinnhaftig; sie bietet ein gewisses Ausmaß an Autonomie und gleichzeitig kollektive Planung; auf die Resultate folgt ein Feedback.
    – Aufgaben, Aufgabengrenzen und Verantwortung sind plausibel definiert.
    – Organisatorische, fachliche Rahmenbedingungen sollten die Selbstregulation der Gruppe unterstützen (Informationen, Ausbildung, Ausstattung, Zeit, finanzielle und personelle Mittel).
    – Die Gruppe sollte anfänglich einen Prozess der Teamentwicklung durchlaufen und ggfs. extern begleitet werden.

    Erfolgreiche Gruppen zeichnen sich übrigens durch häufigere Handlungsplanungen sowie durch systematische rückkoppelnde Wechsel zwischen Zielklärungs- und Handlungsplanungsphasen aus, was in einem guten sozialen Klima leichter möglich sein dürfte. Durch eine reflektierende Vergegenwärtigung von Aufgabenzielen und planerische Adaption von Maßnahmen wird die Entwicklung einer umfassenden, intellektuellen, gemeinsamen geteilten Repräsentation von Aufgabe gefördert, sodass der Gruppe ein vorausschauendes Agieren statt Reagieren möglich ist und damit die Kontrolle über das Gruppenhandeln gesteigert werden kann.

    Gemischte Teams aus introvertierten und extrovertierten Menschen funktionieren in der Regel am besten, denn Introvertierte sind gute Zuhörer und lassen den Menschen um sich herum viel Raum. Introvertierte verstehen es, in Fachgebiete einzutauchen und bei Widerstand auf Kurs zu bleiben, wobei vor allem deren Verlässlichkeit zählt. Stille Menschen sind in Gruppen dadurch erfolgreich, indem sie gezielt ihre Stärken einsetzen, etwa im schriftlichen Ausdruck und in einer gute  Vorbereitung. Wer etwa in einer Besprechung wartet, bis die Diskussion feststeckt und dann ein vorbereitetes Papier mit Lösungsvorschlägen bereit hält, kann ohne große Sprüche erfolgreich sein.


    Die Problemlösungsfähigkeit einer Gruppe hängt davon ab, wie ihre einzelnen Mitglieder miteinander vernetzt sind und wie sie miteinander kommunizieren, wobei einige Studien zeigen, dass gut vernetzte Gruppen erfolgreicher sind und die besseren Lösungen finden, während andere Studien dagegen darauf hinweisen, dass schlecht vernetzte Gruppen erfolgreicher sind, weil sich die einzelnen Gruppenmitglieder bei der Suche nach Lösungen mehr anstrengen müssen, und dadurch die Chance auf ein besseres Ergebnis erhöhen.

    Nach einer Simulations-Studie von Barkoczi & Galesic (2016) widersprechen sich diese beiden Hypothesen nicht, sondern sind nur zwei Seiten derselben Medaille. Erfolgreiche Gruppenentscheidungen hängen nämlich davon ab, wie Gruppen zwischen der Suche nach neuen, besseren Lösungen und dem Ausnutzen existierender, gut funktionierender Lösungen abwägen. Beeinflusst wird dieses Abwägen einerseits davon, wie die einzelnen Gruppenmitglieder von anderen Mitgliedern lernen, d. h., von ihren sozialen Lernstrategien, und andererseits von der Netzwerkstruktur, in der sich die Gruppenmitglieder befinden.

    Eine hohe Leistungsfähigkeit einer Gruppe ergibt sich also aus dem passenden Zusammenspiel von sozialer Lernstrategie und Netzwerkstruktur. Gut vernetzte Gruppen sind weniger gut vernetzten überlegen, wenn Mitglieder sich für die Lösung entscheiden, die von den anderen Teilnehmern am häufigsten vorgeschlagen wird. Weniger gut vernetzte Gruppen sind dagegen erfolgreicher, wenn sich die Einzelnen an dem Mitglied mit der besten Lösung orientieren. Entscheidend ist also nicht so sehr die Frage, wie die externe Umwelt beschaffen sein muss, um Gruppen leistungsfähiger zu machen, sondern wichtig sind auch die sozialen Lernstrategien, die die Gruppenmitglieder verfolgen. Das Ergebnis wird also durch das Zusammenspiel dieser Strategien mit den Gegebenheiten der Umwelt bestimmt, denn konzentriert man sich ausschließlich auf die Kommunikationsstrukturen, verfehlen Organisationen den gewünschten Effekt.



    Literatur

    Barkoczi, D. & Galesic, M. (2016). Social learning strategies modify the effect of network structure on group performance. Nature Communications, 7, doi:10.1038/ncomms13109.
    Duck, A. (2007). Teamarbeit – Stressfaktor oder gesundheitsförderliche Ressource? In Leidig, Limbacher, Zielke (Hrsg.), Stress im Erwerbsleben – Perspektiven eines integrativen Gesundheitsmanagements (S. 89-103). Pabst.
    Müller, A. (2007). Iterative Zielklärung und Handlungsplanung als Faktoren erfolgreichen Gruppenhandelns bei der Lösung komplexer Probleme. Eine handlungstheoretische Betrachtung des Konstruierens in Gruppen. Berlin: Mensch & Buch.


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