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Vom Beginn der Psychologie in Leipzig

    Von der Geburt der Wissenschaft Psychologie erzählt eine Ausstellung im Neuen Augusteum der Universität Leipzig. Die Universität gilt als Begründungsort der akademischen Psychologie. Doch auch ihre aktuelle Entwicklung wird nachgezeichnet. Am 13. September eröffnet die Ausstellung der Kustodie Kunstsammlung und des Instituts für Psychologie der Universität Leipzig. Kuratiert wurde diese neben anderen von Erich Schröger und Immo Fritsche. Um die besondere Rolle, die die Stadt und Universität Leipzig im Feld der Psychologie spielt, wissen wahrscheinlich eher wenige Bewohner der Stadt. Tatsächlich ist diese jedoch nicht unerheblich.

    Die Psychologie

    An der Universität Leipzig wurde im Jahr 1879 durch den Philosophen Wilhelm Wundt das weltweit erste psychologische Institut gegründet. Auch davor hat sich die Sicht auf Psychologie als Wissenschaft bereits verändert, so Erich Schröger. Doch ausgehend von Wundts Lehre hätten seine ausländischen Schüler später auch in anderen Ländern eigene Institute gegründet.
    Beides ist in der Ausstellung zu sehen: also sowohl diese naturwissenschaftliche Perspektive, als auch die sozialwissenschaftliche Perspektive Wundts.  Behandelt werden verschiedene Fragen, die damals wie heute die Psychologie beschäftigen. Wie sieht es im Gehirn aus, wie funktioniert das Gedächtnis, wie beeinflussen Gruppen und Kulturen unser Verhalten und was empfinden wir eigentlich als schön? Auch psychische Störungen werden thematisiert. Die Ausstellung ist interaktiv und soll ein breites (Laien-)Publikum ansprechen. So kann man quasi selbst als Versuchsperson handeln und beispielsweise seine eigene Konzentrationsfähigkeit testen.

    Wann? 14. September bis 16. Dezember 2016
    Wo? Galerie im Neuen Augusteum der Universität Leipzig
    Eintrittspreis: 2,50€, ermäßigt 1,50€. Kostenloser Eintritt für Studierende.

    Auch der größte wissenschaftliche Psychologiekongress im deutschsprachigen Raum kehrt mit seinem 50. Jubiläum an den Geburtsort der modernen Psychologie zurück: die Universität Leipzig. Wo Wilhelm Wundt vor rund 140 Jahren das weltweit erste psychologische Universitätsinstitut aufbaute, präsentieren in der Zeit vom 18. bis 22. September 2016 etwa 2.500 Wissenschaftler aktuelle Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung und beschäftigen sich mit gesellschaftlich relevanten Themen, zu denen die Psychologie etwas zu sagen hat. Sei es das Zusammenleben von Jung und Alt, von Angehörigen verschiedener Nationalitäten und Religionen, sei es die Frage nach der optimalen Behandlung von psychischen Störungen, nach der Bewältigung von Stress am Arbeitsplatz oder nach den Auswirkungen der zunehmend technologisierten Arbeitswelt: Psychologen sind als Fachleute für menschliches Erleben und Verhalten häufig gesuchte Ansprechpartner für aktuelle gesellschaftliche Fragen und Debatten. Sie forschen im Dienst der Gesellschaft und beziehen Stellung in der Welt der Wissenschaft, in der Öffentlichkeit und in der Politik. Die Psychologie ist eine Wissenschaft mit komplexem Gegenstandsbereich und entsprechend mit Forschungsansätzen von den Neurowissenschaften bis hin zu den Kulturwissenschaften. Sie eint ihr Bestreben, Erleben und Verhalten zu verstehen und zu erklären sowie wissenschaftlich fundierte Lösungsansätze für individuelle und soziale Probleme zur Verfügung zu stellen.

    Ein neues Format auf dem Kongress sind die Hot Topic Sessions. Zu ausgewählten „heißen Themen“ wurden hochkarätig besetzte internationale Arbeitsgruppen und Hauptredner eingeladen. Beispiele für diese „heißen Themen“ sind: Wie verändern sich unsere Gefühle im höheren Lebensalter und welche Auswirkungen haben diese Veränderungen für den Einzelnen und die Menschen in seiner nächsten Umgebung? Wie kann gesundheitsgerechte Arbeit in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels gestaltet werden? Welche psychologischen Auswirkungen hat soziale Ungleichheit in der Gesellschaft? Wie anpassungsfähig ist unser Gehirn und was passiert, wenn wir neue Fähigkeiten erlernen? Wie vielseitig ist das Störungsbild der Zwangs- und Zwangsspektrumsstörungen, und welche Möglichkeiten zur Behandlung gibt es?

    Informationen zum Kongress: http://www.dgpskongress.de/

    Siehe auch Reiseempfehlung zur Geschichte der experimentellen Psychologie und Würzburg ist eine Reise wert!


    Wundt war nach Ansicht von Prüfer (2020) ein Spätzünder, was die wissenschaftliche Arbeit angeht, denn er war eher in sich gekehrt, geistesabwesend. Sein Forscherdrang regte sich erst allmählich, hörte r in Heidelberg und Tübingen Vorlesungen über dies und das, promovierte schließlich zum Mediziner. Als Arzt zeigte er dann grenzschreitendes Denken, denn für physische Probleme untersuchter er auch psychische Ursachen, was damaliger Lehrmeinung entgegen stand. Aber Körper und Geist gehörten für Wundt zusammen, sodass er über den wissenschaftlichen Weg zur Psychologie gelangte, die damals oft Objekt theoretischer Spekulationen war.

    Wundt zeigte sich in vielerlei Hinsicht neugierig, arbeitete auf den Feldern der Kultur- und Religionspsychologie, aber auch Erkenntnistheorie und Ethik. In seinen jungen Jahren gründete er den Vereinstag deutscher Arbeitervereine mit, den Vorläufer der SPD, engagierte sich politisch in liberalen und setzte sich für Studienreformen ein. Im Alter scheint er konservativer geworden zu sein, unterschrieb die dem Ersten Weltkrieg zustimmende »Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches«. Er mischte aktiv im Spiritismusstreit mit, der Leipzig zum internationalen Zentrum okkulter Debatten machte. Der hier wirkende Physiker Karl Friedrich Zöllner lud mit dem bekannten Medium Henry Slade zu Séancen ein, an denen auch Wundt und andere Wissenschaftler teilnahmen. Doch anders als Zöllner war Wundt nicht überzeugt, übernatürlich Kräfte aus der vierten Dimension am Werk zu sehen, wobei sich beide eine derbe schriftlich-öffentliche Debatte lieferten, in der Wundt das Medium als einen Taschenspieler bezeichnete.

    Auch wenn Wundt selbst später außerhalb von Fachkreisen in Vergessenheit geriet, scharte der Pionier eine Gründergeneration der Psychologie um sich, denn mit Edward Bradford Titchener studierte der Vater des Strukturalismus bei Wundt, James McKeen Cattell wurde der erste Psychologieprofessor der USA, Granville Stanley Hall wurdeder Begründer der Kinderpsychologie.

    Wundts Sommerhaus in Großboten ist seit Kurzem im Besitz eines Fördervereins, der sich um die Restauration und mögliche Nutzungen bemüht. Erste Arbeiten haben begonnen.



    Literatur

    Prüfer, T. (2020). Wundts Gespenster.
    WWW: https://kreuzer-leipzig.de/2020/08/31/wundts-gespenster/ (20-09-01)
    https://idw-online.de/de/news752922 (20-08-24)


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