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Vornamen, Namen und deren Bedeutung für die Einschätzung von Intelligenz, Persönlichkeit und Bedeutung

    Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Vornamen einen Einfluss darauf haben, wie sich Menschen beim ersten Kontakt einschätzen, denn mit Vornamen sind Stereotype verbunden. Wenn man Menschen kennenlernt, spielt zwar zuerst auf jeden Fall das Aussehen eine Rolle, aber eben auch, wie dieser Mensch heißt, denn das ist meist die erste direkte persönliche Information. Dieser erste Eindruck hat in der Folge einen Effekt darauf, wie weitere Informationen über diesen Menschen verarbeitet werden, denn wenn jemand einen seltsamen Namen trägt, verbindet man damit auch unwillkürlich eine seltsame Persönlichkeit und man achtet auch im Verlauf des Kennenlernens eher darauf, was inhaltlich zu diesem ersten Eindruck des seltsamen passt, d.h., man nimmt selektiv wahr. Namen haben in den neuen Medien aber einen noch höheren Stellenwert, da hier der direkte persönliche Eindruck wegfällt und der Name zunächst das einzig Persönliche darstellt, das in einer Email, auf Facebook oder in Partnerbörsen daherkommt.

    Wie Studien zeigen, begegnen auch LehrerInnen ihren unbekannten Schülern und Schülerinnen bei Interaktionen mit Eingangserwartungen. Insbesondere altmodische Namen können negative Assoziationen in Hinblick auf die Attraktivität und Intelligenz hervorrufen, was zu negativen Auswirkungen bei Leistungsbeurteilungen führen kannn zum Beispiel bei der Beurteilung von Aufsätzen. Eine dieser Studien zeigte auch im Hinblick auf Aufsatzbeurteilungen, dass Geschlechtseffekte bei nährerer Betrachtung ihre Grundlage in unattraktiven Vornamen haben. Dickhäuser & Kröner (2009)  weisen daraufhin, dass die in früheren Studien erstellten Vornamens-Wortnormen bei heutigen Lehramtsstudierenden möglicherweise nicht mehr gelten. Heutige Lehramtsstudierende lernen während ihres Studiums die klassischen Studien zu Erwartungseffekten und Urteilsfehlern. Es wird vermutet dass diese Lehramtsstudierenden folglich bemüht sind, derartige Fehler zu vermeiden.. Die Autoren vergleichen in ihrem Aufsatz die Studien von Rudolph und Spörrle (1999) mit denen von Rudolph et al. (2007) und weisen darauf hin, dass ein Vergleich jedoch dadurch erschwert wird, dass von den Namen, die in den Studien verwendet wurden, nur 24 in beiden Studien verwendet wurden. In beiden Studien ging es hauptsächlich darum, welche Intelligenz die Probanden mit altmodischen, modernen und zeitlosen Namen assoziieren. Dickhäuser und Kröner weisen darauf hin dass es wirklich zeitlose Namen auf lange Sicht eher selten gibt. Am stabilsten sehen die Autoren die Wortnormen für altmodische Namen an, die in den letzten zehn Jahren konstant selten geblieben sind (vgl. Dickhäuser & Kröner, 2009, S. 151).

    Auf eine vergleichbare Basis gebrachte Daten zeigen, dass die transformierten Werte aus der neueren Studie deskriptiv positiver ausfallen als die in der älteren Studie. Allerdings ist dieser Effekt wegen der geringern Anzahl an verwendeten Namen nicht statistisch signifikant. Zeitliche Veränderungen der Intelligenzeinschätzungen von der älteren zur jüngeren Studie sind möglicherweise vorhanden, lassen sich jedoch nicht inferenzstatistisch absichern. Die gleichen Ergebnisse gelten auch für mögliche Rangplatzveränderungen. Die Autoren haben für ihre Studie aus der Untersuchung von Rudolph und Spörrle (1999) je einen mit geringerer, einen mit mittelmäßiger und einen mit hoher Intelligenz assoziierten Namen aus den altmodischen, den modernen und den zeitlosen Namen ausgewählt, jeweils für Männer und für Frauen. Als Stichprobe fungierten 102 Lehramtsstudierende. Die Mehrheit der Probanden war weiblich, unter 30 und aus Bayern. Für die Probanden war der Besuch der Vorlesung „Pädagogische Psychologie“ Voraussetzung um an der Studie mitzuwirken. Zusätzlich zur vermuteten Intelligenz wurde auch noch das mit dem Namen in Verbindung gebrachte Alter und die damit in Verbindung gebrachte  Attraktivität abgefragt (vgl. Dickhäuser & Kröner, 2009, S. 153).

    Es stellte sich heraus, dass bei den Einschätzungen die Intelligenz mit der Attraktivität positiv, die Attraktivität mit dem Alter negativ und die Intelligenz mit dem Alter negativ korreliert). Wie zu erwarten war, fielen die Einschätzungen bei modernen Namen positiver und bei altmodischen Namen negativer aus (vgl. Dickhäuser & Kröner, 2009, S. 153). Über alle Namen hinweg zeigte sich eine höhere Intelligenzeinschätzung als bei den älteren Studien. Die Rangplätze von modernen Vornamen verbesserten sich und die von altmodischen Vornamen verschlechterten sich. Weiters kristallisierten sich trotz der geringen Anzahl an untersuchten Vornamen geschlechtsgemischte Paare heraus, die mit ähnlicher Intelligenz, Alter und Attraktivität assoziiert wurden. Diese Paare waren Lukas und Julia sowie Robert und Regina . Dickhäuser & Kröner (2009, S. 154)  weisen darauf hin, dass die Gültigkeit der Wortnormen für aktuelle oder wieder in Mode kommende Namen regelmäßig überprüft werden sollte. Es lässt sich aber keine Aussage darüber treffen, ob die Träger von bestimmten Vornamen tatsächlich weniger intelligent sind, genausowenig ,  ob über die Eingangserwartungen hinausgehende Intelligenzeinschätzungen von Lehrern oder anderen Personengruppen vom Namen abhängen. Darüber hinausgehnde Einschätzungen sind jedoch nicht zu erwarten. Bei einer perönlichen Bekanntschaft mit dem Namensträger verschwindet der Einfluss des Vornamens auf die interpersonale Wahrnehmung ganz (vgl. Rudolph, et al., 2007, zit. nach Dickhäuser & Kröner, 2009, S. 156).

    In einer amerikanischen Studie wurde untersucht, welche Vornamen für Aggressivität stehen und Menschen mit diesen Namen daher eher in eine Schlägerei geraten. Zur Wahl standen dabei Jamal, Deshawn, Darnell, Connor, Wyatt und Garrett. Die 249 Teilnehmer, davon 179 Weiße, hielten auf Grund der erstem drei Namen, die nach afro-amerikanischer Herkunft klingen, für aggressiver, während den letzten drei mit weißen Namen einen höheren Sozialstatus zuschrieben wurde.

    Auch bei Partnerbörsen im Internet gibt es verschiedene Beliebheitsgrade von Vornamen

    Nach Jochen Gebauer (Humboldt-Universität Berlin) wirken sich Vornamen in vielerlei Hinsicht aus, so klicken Frauen auf Partnerschaftsbörsen im Internet Alexander um über hundert Prozent häufiger an als Kevin.  Vermutlich wird mit klassischen Namen mehr Bildung und Prestige assoziiert als mit Personennamen aus Film oder Fernsehen, deren Vornamen bekanntlich eher bei sozial schwächeren Familien beliebt sind. Es ist daher zu vermuten, dass Vornamen zwischenmenschliche Beziehungen wahrscheinlich stärker als bisher gedacht beeinflussen, sodass Namen wie Kevin oder Chantal die Chancen auch auf Partnersuche-Plattformen im Internet erheblich mindern. Viel verraten Vornamen bekanntlich über die Herkunft, denn Vornamen  werden oft nach sozialer Schichtzugehörigkeit vergeben. Das Bildungsbürgertum bevorzugt dabei oft klassische Varianten, die in Religion, Geschichte, Literatur oder in der eigenen Familiengeschichte eine Rolle spielen, während sozial schwächere Familien sich gern an Fernsehshows orientieren und ihre Kinder nach ihren Film- oder Serienhelden benennen. Auch LehrerInnen können sich nicht von Namensklischees frei machen können und schreiben etwa Mädchen mit dem Namen Charlotte intuitiv positivere Eigenschaften zu als einer Chantal. Auch bei der ersten Begegnung spielen Aussehen und Stimme eine große Rolle, aber die erste Information, die man über einen Menschen erhält ist häufig der Name, wobei populäre Vornamen dabei häufig positiv wahrgenommen werden, da sie ein Gefühl der Vertrautheit vermitteln. Auch die Häufigkeit eines Namens kann sich auswirken, denn ein ausgefallener Name kann einem Kind das Leben schwer machen.

    Auch Nachnamen haben eine Bedeutung

    Untersuchungen (Zürn & Topolinski, 2017) haben gezeigt, dass übrigens einfache Namen bei einem Kooperationsspiel ein „gutes Gefühl“ erzeugen, da sie kognitiv leichter zu verarbeiten sind, was das Vertrauen in das Gegenüber fördert, ohne dass man sich dessen allerdings bewusst ist. Im Rahmen eines Experiments spielten die Teilnehmer ein Spiel, wobei sie ihr Geld vermehren konnten, indem sie es einem zweiten, ihnen unbekannten Spieler anvertrauten. Für diese virtuellen Mitspieler hatten die Wissenschaftler zuvor Namen generiert, die entweder leicht oder schwierig auszusprechen waren, wie etwa „Fleming“ oder „Tverdokhleb“. Es zeigte sich, dass die Komplexität des Namens die Höhe des Geldbetrags beeinflusste, den die Spieler ihrem unbekannten Gegenüber zu geben bereit waren, denn trotz des an sich gleich hohen Betrugsrisikos vertrauten sie Mitspielern mit einem einfachen Namen im Durchschnitt zehn Prozent mehr Geld an.

    Atir & Ferguson (2018) wiesen nach, dass Männer in der Öffentlichkeit etwa doppelt so häufig mit ihrem reinen Nachnamen bezeichnet werden als Frauen. Dieses Muster fand sich in Portalen, in Radiosendungen, in Alltagsgesprächen wie in Laborexperimenten. Man bat Probanden und Probandinnen in einem Experiment, einen kurzen Aufsatz über die fiktiven Wissenschaftler Dolores und Douglas Berson zu schreiben. Es zeigte sich, dass zur Benennung der Frau die Probanden die ganze Palette der Möglichkeiten nutzten, etwa von einem simplen „Dolores“ bis zum kompletten Namen inklusive Titel, während für das männliche Pendant dagegen überwiegend ein kerniges „Berson“ genügte. Offenbar erfährt ein Mensch, der mit dem bloßen Nachnamen bezeichnet wird, einen Bedeutungsgewinn, d. h., diese Person wird als berühmter und wichtiger wahrgenommen als jemand, dessen Identität weitere Attribute braucht. Die Forscherinnen untermauerten diese These, indem sie ihren Probanden erfundene Biografien, Forschungsanträge und Studienergebnisse vorlegten. Einmal stand lediglich ein Familienname in den Papieren, einmal zusätzlich ein geschlechtsneutraler Vorname wie Jamie. Das Urteil der Leser war immer dasselbe: Obwohl alle Leistungen identisch waren, glaubten die Probanden, dass ein „Berson“ oder „Müller“ eine höhere Stellung und bessere Aussichten auf einen Preis hatten als jemand namens „Jamie Berson“. Auch waren Probanden eher geneigt, einem einfachen „Müller“ eine hoch dotierte Auszeichnung zu verleihen, d. h., die impliziten Bedeutungen des Namens können nicht nur die Wahrnehmung sondern auch Entscheidungen beeinflussen. Entscheidend für die unterschiedlichen Benennungen von Männern und Frauen dürften vermutlich auch kulturelle Gepflogenheiten sein, denn traditionell ändern Frauen ihren Namen mit der Hochzeit und werden deshalb weniger stark mit diesem identifiziert. Dass Frauen mit vollem Namen genannt werden, kann auch dem gut gemeinten Wunsch entspringen, ihnen Respekt zu zollen, indem das Geschlecht betont wird, um weiblichen Mitarbeitern mehr Sichtbarkeit zu verleihen.

    Literatur

    Atir, Stav & Ferguson, Melissa J. (2018). How gender determines the way we speak about professionals. Proc Natl Acad Sci, doi:10.1073/pnas.1805284115.
    Dickhäuser, O. & Kröner, S. (2009). Was kling intelligenter – Waltraud oder Matthias? Zeitliche Stabilität von Intelligenz-Wortnormen für Vornamen im Deutschen und ihre Geltung für Lehramtsstudierende. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 56, 150-157.
    Zürn, M. & Topolinski, S. (2017). When trust comes easy: Articulatory fluency increases transfers in the trust game. Journal of Economic Psychology, 61, 74–86.
    OÖN vom 20. Jänner 2012, S. 21.
    http://www.focus.de/schule/familie/psychologie-wie-vornamen-das-leben-beeinflussen-koennen_aid_722247.html (12-03-07)
    http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-die-kraft-des-nachnamens-1.4030358 (18-06-30)

     




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